Weiterbildung 2019
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- Kategorie: Innerparteilich
- Veröffentlicht am Sonntag, 17. Februar 2019 13:19
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2. Quartal: Theorie und Geschichte der Planwirtschaft
2.1. Grundsätzliches zur Planwirtschaft. Zitate von Marx, Engels, Lenin, Stalin, Walter Ulbricht und Che Guevara zur Planwirtschaft.
„Wir sahen schon oben, dass der erste Schritt in der Arbeiterrevolution die Erhebung des Proletariats zur herrschenden Klasse, die Erkämpfung der Demokratie ist.
Das Proletariat wird seine politische Herrschaft dazu benutzen, der Bourgeoisie nach und nach alles Kapital zu entreißen, alle Produktionsinstrumente in den Händen des Staats, d.h. des als herrschende Klasse organisierten Proletariats, zu zentralisieren und die Masse der Produktionskräfte möglichst rasch zu vermehren.“ (Karl Marx, Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei. In: MEW Band 4, S. 481)
„Stellen wir uns endlich, zur Abwechslung, einen Verein freier Menschen vor, die mit gemeinschaftlichen Produktionsmitteln arbeiten und ihre vielen individuellen Arbeitskräfte selbstbewusst als eine gesellschaftliche Arbeitskraft verausgaben. … Das Gesamtprodukt des Vereins ist ein gesellschaftliches Produkt. Ein Teil dieses Produkts dient wieder als Produktionsmittel. Es bleibt gesellschaftlich. Aber ein anderer Teil wird als Lebensmittel von den Vereinsgliedern verzehrt. Es muss daher unter sie verteilt werden. Die Art dieser Verteilung wird wechseln mit der besonderen Art des gesellschaftlichen Produktionsorganismus selbst und der entsprechenden geschichtlichen Entwicklungshöhe der Produzenten. … Die gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen zu ihren Arbeiten und ihren Arbeitsprodukten bleiben hier durchsichtig einfach in der Produktion sowohl als in der Distribution.“ (Karl Marx, Das Kapital, Band 1, MEW 23, S. 90ff)
„Mit der Besitzergreifung der Produktionsmittel durch die Gesellschaft ist die Warenproduktion beseitigt und damit die Herrschaft des Produkts über die Produzenten. Die Anarchie innerhalb der gesellschaftlichen Produktion wird ersetzt durch planmäßige bewusste Organisation. Der Kampf ums Einzeldasein hört auf. Damit erst scheidet der Mensch, in gewissem Sinn, endgültig aus dem Tierreich, tritt aus tierischen Daseinsbedingungen in wirklich menschliche. Der Umkreis der die Menschen umgebenden Lebensbedingungen, der die Menschen bis jetzt beherrschte, tritt jetzt unter die Herrschaft und Kontrolle der Menschen, die zum ersten Male bewusste, wirkliche Herren der Natur, weil und indem sie Herren ihrer eignen Vergesellschaftung werden. Die Gesetze ihres eignen gesellschaftlichen Tuns, die ihnen bisher als fremde, sie beherrschende Naturgesetze gegenüberstanden, werden dann von den Menschen mit voller Sachkenntnis angewandt und damit beherrscht. Die eigne Vergesellschaftung der Menschen, die ihnen bisher als von Natur und Geschichte aufgenötigt gegenüberstand, wird jetzt ihre freie Tat.“ (Friedrich Engels, Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft. In: MEW Band 19, S. 226)
„Innerhalb der genossenschaftlichen, auf Gemeingut an den Produktionsmitteln gegründeten Gesellschaft tauschen die Produzenten ihre Produkte nicht aus; ebensowenig erscheint hier die auf Produkte verwandte Arbeit als Wert dieser Produkte, als eine von ihnen besessene sachliche Eigenschaft, da jetzt, im Gegensatz zur kapitalistischen Gesellschaft, die individuellen Arbeiten nicht mehr auf einem Umweg, sondern unmittelbar als Bestandteile der Gesamtarbeit existieren.“ (Karl Marx, Kritik des Gothaer Programms, MEW 19, S. 19f.)
„Der Wertbegriff ist der allgemeinste und daher umfassendste Ausdruck der ökonomischen Bedingungen der Warenproduktion. Im Wertbegriff ist daher der Keim enthalten, nicht nur des Geldes, sondern auch aller weiter entwickelten Formen der Warenproduktion und des Warenaustausches. Darin, dass der Wert der Ausdruck der in den Privatprodukten enthaltenen gesellschaftlichen Arbeit ist, liegt schon die Möglichkeit der Differenz zwischen dieser und der im selben Produkt enthaltenen Privatarbeit. Produziert also ein Privatproduzent nach alter Weise weiter, während die gesellschaftliche Produktionsweise fortschreitet, so wird ihm diese Differenz empfindlich fühlbar. Dasselbe geschieht, sobald die Gesamtheit der Privatanfertiger einer bestimmten Warengattung ein den gesellschaftlichen Bedarf überschießendes Quantum davon produziert. Darin, dass der Wert einer Ware nur in einer andern Ware ausgedrückt und nur im Austausch gegen sie realisiert werden kann, liegt die Möglichkeit, dass der Austausch überhaupt nicht zustande kommt oder doch nicht den richtigen Wert realisiert. Endlich, tritt die spezifische Ware Arbeitskraft auf den Markt, so bestimmt sich ihr Wert, wie der jeder andern Ware, nach der zu ihrer Produktion gesellschaftlich nötigen Arbeitszeit. In der Wertform der Produkte steckt daher bereits im Keim die ganze kapitalistische Produktionsform, der Gegensatz von Kapitalisten und Lohnarbeitern, die industrielle Reservearmee, die Krisen. Die kapitalistische Produktionsform abschaffen wollen durch Herstellung des „wahren Werts", heißt daher den Katholizismus abschaffen wollen durch die Herstellung des „wahren" Papstes oder eine Gesellschaft, in der die Produzenten endlich einmal ihr Produkt beherrschen, herstellen durch konsequente Durchführung einer ökonomischen Kategorie, die der umfassendste Ausdruck der Knechtung der Produzenten durch ihr eignes Produkt ist.“ (Friedrich Engels, Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft (Anti-Dühring). In: MEW Band 20, S. 289)
„Der Kapitalist tritt auf: In seiner Eigenschaft als Eigentümer der Produktionsmittel eignet er sich auch die Produkte an und macht sie zu Waren. Die Produktion ist ein gesellschaftlicher Akt geworden; der Austausch und mit ihm die Aneignung bleiben individuelle Akte, Akte des einzelnen: Das gesellschaftliche Produkt wird angeeignet vom Einzelkapitalisten. Grundwiderspruch, aus dem alle Widersprüche entspringen, in denen die heutige Gesellschaft sich bewegt und die die große Industrie offen an den Tag bringt.
A). Scheidung des Produzenten von den Produktionsmitteln. Verurteilung des Arbeiters zu lebenslänglicher Lohnarbeit. Gegensatz von Proletariat und Bourgeoisie.
B). Wachsendes Hervortreten und steigende Wirksamkeit der Gesetze, die die Warenproduktion beherrschen. Zügelloser Konkurrenzkampf. Widerspruch der gesellschaftlichen Organisation in der einzelnen Fabrik und der gesellschaftlichen Anarchie in der Gesamtproduktion.
C). Einerseits Vervollkommnung der Maschinerie, durch die Konkurrenz zum Zwangsgebot für jeden einzelnen Fabrikanten gemacht und gleichbedeutend mit stets steigender Außerdienstsetzung von Arbeitern: industrielle Reservearmee. Andererseits schrankenlose Ausdehnung der Produktion, ebenfalls Zwangsgesetz der Konkurrenz für jeden Fabrikanten. Von beiden Seiten unerhörte Entwicklung der Produktivkräfte Überschuss des Angebots über die Nachfrage, Überproduktion, Überfüllung der Märkte, zehnjährige Krisen, fehlerhafter Kreislauf: Überfluss hier, von Produktionsmitteln und Produkten – Überfluss dort, von Arbeitern ohne Beschäftigung und ohne Existenzmittel; aber diese beiden Hebel der Produktion und gesellschaftlichen Wohlstands können nicht zusammentreten, weil die kapitalistische Form der Produktion den Produktivkräften verbietet, zu wirken, den Produkten, zu zirkulieren, es sei denn, sie hätten sich vorher in Kapital verwandelt: was gerade ihr eigener Überfluss verhindert. Der Widerspruch hat sich gesteigert zum Widersinn: Die Produktionsweise rebelliert gegen die Austauschform. Die Bourgeoisie ist überführt der Unfähigkeit, ihre eigenen gesellschaftlichen Produktivkräfte fernerhin zu leiten. … Die Bourgeoisie erweist sich als überflüssige Klasse; alle ihre gesellschaftlichen Funktionen werden jetzt erfüllt durch besoldete Angestellte.
Proletarische Revolution, Auflösung der Widersprüche: Das Proletariat ergreift die öffentliche Gewalt und verwandelt kraft dieser Gewalt die den Händen der Bourgeoisie entgleitenden gesellschaftlichen Produktionsmittel in öffentliches Eigentum. Durch diesen Akt befreit es die Produktionsmittel von ihrer bisherigen Kapitaleigenschaft und gibt ihrem gesellschaftlichen Charakter volle Freiheit, sich durchzusetzen. Eine gesellschaftliche Produktion nach vorbestimmtem Plan wird nunmehr möglich. Die Entwicklung der Produktion macht die fernere Existenz verschiedener Gesellschaftsklassen zu einem Anachronismus. (…)
Diese weltbefreiende Tat durchzuführen ist der geschichtliche Beruf des modernen Proletariats. Ihre geschichtlichen Bedingungen und damit ihre Natur selbst zu ergründen und so der zur Aktion berufenen, heute unterdrückten Klasse die Bedingungen und die Natur ihrer eigenen Aktion zum Bewusstsein zu bringen, ist die Aufgabe des theoretischen Ausdrucks der proletarischen Bewegung, des wissenschaftlichen Sozialismus.“ (Friedrich Engels, Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, MEW 19, S. 228)
„Unmöglich aber wird die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen sein, denn es wird nicht mehr möglich sein, die Produktionsmittel, die Fabriken, Maschinen, den Grund und Boden usw., als Privateigentum an sich zu reißen.“ (W.I. Lenin, Staat und Revolution, Lenin Werke Bd. 25, S. 480)
„Alle Bürger verwandeln sich hier in entlohnte Angestellte des Staates, den die bewaffneten Arbeiter bilden. AlleBürger werden Angestellte und Arbeiter eines das gesamte Volk umfassenden Staats`syndikats´. … Die gesamte Gesellschaft wird ein Büro und eine Fabrik mit gleicher Arbeit und gleichem Lohn sein.“ (W.I. Lenin, Staat und Revolution. Lenin Werke Bd. 25, S. 488)
„Man sagt, das Wertgesetzt sei ein ständiges Gesetz, das für alle Perioden der historischen Entwicklung unbedingt gültig sei, das Wertgesetz bleibe, auch wenn es in der Periode der zweiten Phase der kommunistischen Gesellschaft seine Kraft als Regulator der Tauschbeziehungen verliert, in dieser Entwicklungsphase doch in Kraft als Regulator der Verhältnisse zwischen den verschiedenen Produktionszweigen, als Regulator der Verteilung der Arbeit zwischen den Produktionszweigen. Das ist völlig falsch. Der Wert ist, wie auch das Wertgesetz, eine historische Kategorie, die mit der Existenz der Warenproduktion verbunden ist. Mit dem Verschwinden der Warenproduktion verschwindet auch der Wert mit seinen Formen und das Wertgesetz.“ (J.W. Stalin, Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR, 3. Kapitel: Die Frage des Wertgesetzes im Sozialismus, Stalin Werke Bd. 15, S. 313)
J. W. Stalin schreibt zu der Frage der Geltung des Wertgesetzes im Sozialismus, gegründet auf die Erfahrungen beim Aufbau des Sozialismus, zu diesem Thema, „dass der Wirkungsbereich des Wertgesetzes bei uns streng begrenzt ist und das Wertgesetz in unserer Ordnung nicht die Rolle des Regulators der Produktion spielen kann. (…) Völlig falsch ist auch die Behauptung, dass in unserer gegenwärtigen ökonomischen Ordnung, in der ersten Phase der Entwicklung der kommunistischen Gesellschaft, das Wertgesetzt angeblich die „Proportionen“ der Verteilung der Arbeit zwischen den verschiedenen Produktionszweigen reguliere. Wenn das stimmte, dann ist es unverständlich, warum bei uns nicht die Leichtindustrie als die rentabelste mit aller Macht entwickelt wird, warum ihr nicht der Vorrang gegeben wird vor der Schwerindustrie, die oftmals weniger rentabel und bisweilen überhaupt nicht rentabel ist. Wenn das stimmte, dann ist es unverständlich, warum bei uns eine Reihe vorläufig noch unrentabler Betriebe der Schwerindustrie, in denen die Arbeit der Arbeiter nicht den „nötigen Effekt“ zeitigt, nicht geschlossen wird und nicht neue Betriebe der zweifellos rentablen Leichtindustrie eröffnet werde, in denen die Arbeit der Arbeiter einen „größeren Effekt“ zeitigen könnte. Wenn das stimmte, dann ist es unverständlich, warum bei uns die Arbeiter aus den wenig rentablen, aber für die Volkswirtschaft sehr notwendigen Betrieben nicht in rentablere Betriebe überführt werden im Einklang mit dem Wertgesetzt, das angeblich die „Proportion“ der Verteilung der Arbeit zwischen den Produktionszweigen reguliert.
Es ist offenkundlich, dass wir, wollten wir in die Fußstapfen dieser Genossen treten, uns von dem Primat der Produktion von Produktionsmitteln lossagen müssten zugunsten der Produktion von Konsumtionsmitteln. Was aber bedeutet, sich von dem Primat der Produktion von Produktionsmitteln loszusagen? Das bedeutet, unserer Volkswirtschaft die Möglichkeit des ununterbrochenen Wachstums zu nehmen, denn es ist unmöglich, das ununterbrochene Wachstum der Volkswirtschaft zu gewährleisten, ohne zugleich das Primat der Produktion von Produktionsmitteln zu gewährleisten. (J. W. Stalin: Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR, Stalin-Werke Band 15, S. 314)
Soweit Stalin zur Wirkung bzw. Nicht-Wirkung des Wertgesetzes in der Sowjetunion. Auch zur Frage der volkswirtschaftlichen Rentabilität und vor allem dazu, wie sie sich zur betriebswirtschaftlichen Rentabilität verhält, finden wir bei Stalin Erhellendes:
„Manche Genossen ziehen den Schluss, dass das Gesetz der planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft und die Planung der Volkswirtschaft das Prinzip der Rentabilität der Produktion aufheben. Das ist völlig falsch. Die Sache verhält sich gerade umgekehrt. Wenn man die Rentabilität nicht vom Standpunkt einzelner Betriebe oder Produktionszweige betrachtet und nicht den Maßstab eines Jahres anlegt, sondern sie vom Standpunkt der gesamten Volkswirtschaft betrachtet und den Maßstab von etwa 12 bis 15 Jahren anlegt, was die einzig richtige Fragestellung wäre, dann steht die zeitweilige und labile Rentabilität einzelner Betriebe oder Produktionszweige in gar keinem Vergleich zu der höheren Form der sicheren und ständigen Rentabilität, die uns die Wirkung des Gesetzes der planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft und die Planung der Volkswirtschaft gewährleisten, indem sie uns vor den periodischen Wirtschaftskrisen, die die Volkswirtschaft zerrütten und der Gesellschaft gewaltigen materiellen Schaden zufügen, bewahren und uns das ununterbrochene, außerordentlich schnelle Wachstum der Volkswirtschaft sichern.“ (J. W. Stalin: Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR, Stalin-Werke Band 15, S. 315)
„Wir alle freuen uns über das kolossale Wachstum der landwirtschaftlichen Produktion unseres Landes, über das Wachstum der Getreideproduktion, der Produktion von Baumwolle, Flachs, Zuckerrüben usw. Wo ist die Quelle dieses Wachstums? Die Quelle dieses Wachstums ist die moderne Technik, sind die zahlreichen modernen Maschinen, die für alle diese Produktionszweige arbeiten. Es handelt sich hier nicht nur um die Technik schlechthin, sondern darum, dass die Technik nicht auf der Stelle treten darf - sie muss sich ständig vervollkommnen -, dass die veraltete Technik ausrangiert und durch eine moderne und die moderne wiederum durch die modernste ersetzt werden muss. Anders ist das Vorwärtsschreiten unserer sozialistischen Landwirtschaft undenkbar, sind weder die hohen Erträge noch der Überfluss an landwirtschaftlichen Produkten denkbar.
Aber was bedeutet es, Hunderttausende von Rädertraktoren auszurangieren und durch Raupentraktoren zu ersetzen, Zehntausende von veralteten Mähdreschern durch neue zu ersetzen, neue Maschinen für, sagen wir, technische Nutzpflanzen zu schaffen? Das bedeutet Milliardenausgaben, die sich erst in sechs bis acht Jahren bezahlt machen können.
Können etwa unsere Kollektivwirtschaften diese Summen aufbringen, selbst wenn sie Millionäre sind?
Nein, das können sie nicht, weil sie nicht in der Lage sind, Milliarden auszugeben, die sich erst in sechs bis acht Jahren bezahlt machen können. Diese Ausgaben kann nur der Staat übernehmen, denn er - und nur er - ist in der Lage, die Verluste auf sich zu nehmen, die entstehen, wenn man die alten Maschinen ausrangiert und durch neue ersetzt, denn er - und nur er - ist in der Lage, diese Verluste sechs bis acht Jahre lang zu ertragen, um erst nach Ablauf dieser Zeit für die von ihm verausgabten Summen entschädigt zu werden.
Was bedeutet es nach alledem, wenn man fordert, dass die MTS den Kollektivwirtschaften durch Verkauf übereignet werden? Das bedeutet den Kollektivwirtschaften große Verluste zuzufügen und sie zu ruinieren, die Mechanisierung der Landwirtschaft zu gefährden und das Tempo der kollektivwirtschaftlichen Produktion herabzusetzen.
Daraus folgt: Mit ihrem Vorschlag, die MTS den Kollektivwirtschaften durch Verkauf zu übereignen, machen die Genossen Sanina und Wensher einen Schritt zurück zur Rückständigkeit und versuchen, das Rad der Geschichte zurückzudrehen.
Nehmen wir einen Augenblick lang an, dass wir den Vorschlag der Genossen Sanina und Wensher akzeptiert und damit begonnen hätten, den Kollektivwirtschaften durch Verkauf die Hauptproduktionsinstrumente, die Maschinen- und Traktorenstationen, zu übereignen. Was würde sich daraus ergeben?
Daraus würde sich ergeben, dass erstens die Kollektivwirtschaften Eigentümer der Hauptproduktionsinstrumente würden, das heißt, sie würden eine Sonderstellung einnehmen, wie sie kein einziger Betrieb in unserem Lande einnimmt, denn bekanntlich sind nicht einmal unsere nationalisierten Betriebe Eigentümer von Produktionsinstrumenten. Womit ließe sich diese Sonderstellung der Kollektivwirtschaften begründen, mit welchen Argumenten des Fortschritts und der Weiterentwicklung? Kann man etwa sagen, dass eine solche Stellung dazu beitragen würde, das kollektivwirtschaftliche Eigentum auf das Niveau des allgemeinen Volkseigentums zu heben, dass sie den Übergang unserer Gesellschaft vom Sozialismus zum Kommunismus beschleunigen würde? Wäre es nicht richtiger zu sagen, dass eine solche Stellung den Abstand zwischen kollektivwirtschaftlichem Eigentum und allgemeinem Volkseigentum nur vergrößern und nicht zur Annäherung an den Kommunismus, sondern im Gegenteil dazu führen würde, dass man sich von ihm entfernt?
Daraus würde sich zweitens eine Erweiterung des Wirkungsbereichs der Warenzirkulation ergeben, denn ungeheure Mengen von Produktionsinstrumenten der Landwirtschaft würden in die Bahn der Warenzirkulation geraten. Was denken die Genossen Sanina und Wensher: Kann die Erweiterung des Wirkungsbereichs der Warenzirkulation unsere Entwicklung zum Kommunismus fördern? Wäre es nicht richtiger zu sagen, dass sie unsere Entwicklung zum Kommunismus nur hemmen kann?
Der Hauptfehler der Genossen Sanina und Wensher besteht darin, dass sie die Rolle und die Bedeutung der Warenzirkulation im Sozialismus nicht begreifen, nicht begreifen, dass die Warenzirkulation mit der Perspektive des Übergangs vom Sozialismus zum Kommunismus unvereinbar ist. Sie glauben anscheinend, dass man auch bei der Warenzirkulation vom Sozialismus zum Kommunismus übergehen könne, dass die Warenzirkulation das nicht verhindern könne. Das ist ein großer Irrtum, der dadurch entstanden ist, dass man den Marxismus nicht verstanden hat.
In der Kritik an der „Wirtschaftskommune“ Dührings, die unter den Bedingungen der Warenzirkulation wirken sollte, wies Engels in seinem „Anti-Dühring“ überzeugend nach, dass das Vorhandensein der Warenzirkulation die so genannten „Wirtschaftskommunen“ Dührings unweigerlich zur Wiedergeburt des Kapitalismus führen müsse. Die Genossen Sanina und Wensher sind damit anscheinend nicht einverstanden. Umso schlimmer für sie. Wir Marxisten aber gehen von dem bekannten marxistischen Leitsatz aus, dass der Übergang vom Sozialismus zum Kommunismus und das kommunistische Prinzip der Verteilung der Produkte nach den Bedürfnissen jeden Warenaustausch ausschließen, folglich auch die Verwandlung der Produkte in Ware und damit ihre Verwandlung in Wert.“(J. W. Stalin: Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR, Stalin Werke Band 15, S. 381ff)
„Wenn sich schon unter den Bedingungen des Kapitalismus herausstellt, dass der Marktmechanismus ungeeignet ist, die Probleme des zunehmend vergesellschaftlichten Reproduktionsprozesses zu lösen, dann trifft das natürlich in viel höherem Maße und noch unter ganz anderen Aspekten für den Sozialismus zu. Es ist heute ein Anachronismus, den Übergang zu einer Marktwirtschaft für den Sozialismus zu empfehlen. Dies würde auch unausbleiblich zu einer Verlangsamung des Entwicklungstempos, zu einem Zurückbleiben und zu einer gewissen Instabilität der sozialistischen Ordnung führen. Die Orientierung auf eine Marktwirtschaft bedeutet letzten Endes, gerade auf die Mobilisierung der entscheidenden Vorzüge des Sozialismus, nämlich auf die gesamt-gesellschaftliche Planung, die dem Kapitalismus wesensfremd ist, zu verzichten.“ (Walter Ulbricht, Die Bedeutung und die Lebenskraft der Lehren von Karl Marx für unsere Zeit, 4. Mai 1968)
"Inmitten dieser tobenden Wellen der wirtschaftlichen Erschütterungen und militärischpolitischen Katastrophen steht die UdSSR unerschütterlich wie ein Fels da und setzt ihr Werk fort, das Werk des sozialistischen Aufbaus und des Kampfes für die Erhaltung des Friedens. Während dort, in den kapitalistischen Ländern, immer noch die Wirtschaftskrise wütet, dauert in der UdSSR der Aufschwung sowohl in der Industrie als auch in der Landwirtschaft weiter an. Während dort, in den kapitalistischen Ländern, fieberhaft zu einem neuen Kriege gerüstet wird, um die Welt und die Einflusssphären neu aufzuteilen, setzt die UdSSR den systematischen, beharrlichen Kampf gegen die Kriegsgefahr und für den Frieden fort, und man kann nicht sagen, dass die Bemühungen der UdSSR auf diesem Gebiet keinen Erfolg gehabt hätten." (J.W.Stalin, Rechenschaftsbericht an den XVII. Parteitag, Auszug, Stalin Werke Band 13, S. 253).
„Der Aufbau der sozialistischen und kommunistischen Gesellschaft setzt voraus, neben den materiellen Bastion des Kommunismus auf jeden Fall auch die ideologische einzunehmen. Die Einnahme der materiellen Bastion erfordert, dass voller Energie die technische Revolution vorangebracht wird, und die Erstürmung der ideologischen Bastion setzt die Bewältigung der ideologischen und der kulturellen Revolution voraus.“ (Kim Il Sung, Antworten auf Fragen des Leiters der Zweigstelle der italienischen Rundfunk- und Fernsehgesellschaft, (29. Oktober 1988). In: Kim Il Sung Werke Band 41, Pyongyang, 1996, S. 276-278)
„Ich bin nicht an einem trockenen ökonomischen Sozialismus interessiert. Wir kämpfen gegen das Elend, aber wir kämpfen auch gegen die Entfremdung. Eines der fundamentalen Ziele des Marxismus ist es, den Faktor des individuellen Interesses und Gewinns aus den psychischen Motivationen der Menschen zu entfernen. Marx beschäftigte sich mit den ökonomischen Faktoren und mit ihren Auswirkungen auf den Geist. Wenn der Kommunismus nicht auch daran interessiert ist, mag er eine Methode der Güterverteilung sein, aber er wird niemals eine revolutionäre Form des Lebens sein.“ (Che Guevara in einem Interview 1963)
2.2. Zur Frage der Produktivkraftentwicklung.
2.2.1. Die irrige Ansicht, der Kapitalismus, also die Privatwirtschaft, sei bezüglich der Produktivkraftentwicklung der Planwirtschaft überlegen, 1. Teil, Produktivkraftentwicklung im Kapitalismus.
2.2.1.1. Ursache der Produktivkraftentwicklung: Die Jagd nach dem Extraprofit.
„Die Art und Weise, wie die immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktion in der äußern Bewegung der Kapitale erscheinen, sich als Zwangsgesetze der Konkurrenz geltend machen und daher als treibende Motive dem individuellen Kapitalisten zum Bewußtsein kommen, ist jetzt nicht zu betrachten, aber soviel erhellt von vornherein: Wissenschaftliche Analyse der Konkurrenz ist nur möglich, sobald die innere Natur des Kapitals begriffen ist, ganz wie die scheinbare Bewegung der Himmelskörper nur dem verständlich, der ihre wirkliche, aber sinnlich nicht wahrnehmbare Bewegung kennt. Dennoch ist zum Verständnis der Produktion des relativen Mehrwerts und bloß auf Grundlage der bereits gewonnenen Resultate folgendes zu bemerken.
Stellt sich eine Arbeitsstunde in einem Goldquantum von 6 d. oder einen halben sh. dar, so wird in zwölfstündigem Arbeitstag ein Wert von 6 sh. produziert. Gesetzt, mit der gegebnen Produktivkraft der Arbeit würden 12 Stück Waren in diesen 12 Arbeitsstunden verfertigt. Der Wert der in jedem Stück vernutzten Produktionsmittel, Rohmaterial usw. sei 6 d. Unter diesen Umständen kostet die einzelne Ware 1 sh., nämlich 6 d. für den Wert der Produktionsmittel, 6 d. für den in ihrer Verarbeitung neu zugesetzten Wert.
Es gelinge nun einem Kapitalisten, die Produktivkraft der Arbeit zu verdoppeln und daher 24 statt 12 Stück dieser Warenart in dem zwölfstündigen Arbeitstag zu produzieren. Bei unverändertem Wert der Produktionsmittel sinkt der Wert der einzelnen Ware jetzt auf 9 d., nämlich 6 d. für den Wert der Produktionsmittel, 3 d. für den durch die letzte Arbeit neu zugesetzten Wert. Trotz der verdoppelten Produktivkraft schafft der Arbeitstag nach wie vor nur einen Neuwert von 6 sh., welcher sich jedoch jetzt auf doppelt soviel Produkte verteilt. Auf jedes einzelne Produkt fällt daher nur noch ein Vierundzwanzigstel statt ein Zwölftel dieses Gesamtwerts, 3 d. statt 6 d. oder, was dasselbe ist, den Produktionsmitteln wird bei ihrer Verwandlung in Produkt, jedes Stück berechnet, jetzt nur noch eine halbe statt wie früher eine ganze Arbeitsstunde zugesetzt.
Der individuelle Wert dieser Ware steht nun unter ihrem gesellschaftlichen Wert, d.h., sie kostet weniger Arbeitszeit als der große Haufen derselben Artikel, produziert unter den gesellschaftlichen Durchschnittsbedingungen. Das Stück kostet im Durchschnitt 1 sh. oder stellt 2 Stunden gesellschaftlicher Arbeit dar; mit der veränderten Produktionsweise kostet es nur 9 d. oder enthält nur IV2 Arbeitsstunden.
Der wirkliche Wert einer Ware ist aber nicht ihr individueller, sondern ihr gesellschaftlicher Wert, d.h., er wird nicht durch die Arbeitszeit gemessen, die sie im einzelnen Fall dem Produzenten tatsächlich kostet, sondern durch die gesellschaftlich zu ihrer Produktion erheischte Arbeitszeit.
Verkauft also der Kapitalist, der die neue Methode anwendet, seine Ware zu ihrem gesellschaftlichen Wert von 1 sh., so verkauft er sie 3 d. über ihrem individuellen Wert und realisiert so einen Extramehrwert von 3 d. Andrerseits stellt sich aber der zwölfstündige Arbeitstag jetzt für ihn in 24 Stück Ware dar statt früher in 12. Um also das Produkt eines Arbeitstags zu verkaufen, bedarf er doppelten Absatzes oder eines zweifach größern Markts. Unter sonst gleichbleibenden Umständen erobern seine Waren nur größern Marktraum durch Kontraktion ihrer Preise. Er wird sie daher über ihrem individuellen, aber unter ihrem gesellschaftlichen Wert verkaufen, sage zu 10 d. das Stück. So schlägt er an jedem einzelnen Stück immer noch einen Extramehrwert von 1 d. heraus. Diese Steigerung des Mehrwerts findet für ihn statt, ob oder ob nicht seine Ware dem Umkreis der notwendigen Lebensmittel angehört und daher bestimmend in den allgemeinen Wert der Arbeitskraft eingeht.“ (Karl Marx, Das Kapital, Band I, MEW 23, S. 335f.)
2.2.1.2. Folge der Produktivkraftentwicklung: Arbeitslosigkeit und tendenzieller Fall der Profitrate.
„Die Akkumulation des Kapitals, welche ursprünglich nur als seine quantitative Erweiterung erschien, vollzieht sich, wie wir gesehn, in fortwährendem qualitativen Wechsel seiner Zusammensetzung, in beständiger Zunahme seines konstanten auf Kosten seines variablen Bestandteils . Die spezifisch kapitalistische Produktionsweise, die ihr entsprechende Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, der dadurch verursachte Wechsel in der organischen Zusammensetzung des Kapitals halten nicht nur Schritt mit dem Fortschritt der Akkumulation oder dem Wachstum des gesellschaftlichen Reichtums. Sie schreiten ungleich schneller, weil die einfache Akkumulation oder die absolute Ausdehnung des Gesamtkapitals von der Zentralisation seiner individuellen Elemente, und die technische Umwälzung des Zusatzkapitals von technischer Umwälzung des Originalkapitals begleitet sind. Mit dem Fortgang der Akkumulation wandelt sich also das Verhältnis von konstantem zu variablem Kapitalteil, wenn ursprünglich 1: 1, in 2: 1,3: 1,4: 1,5: 1, 7: 1 usw. … Die kapitalistische Akkumulation produziert, und zwar im Verhältnis zu ihrer Energie und ihrem Umfang, beständig eine relative, d.h. für die mittleren Verwertungsbedürfnisse des Kapitals überschüssige, daher überflüssige oder Zuschuß-Arbeiterbevölkerung.“ (Karl Marx, Das Kapital, Band 1, S. 657f.)
„Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate
DREIZEHNTE S KAPITEL, Das Gesetz als solches.
Bei gegebnem Arbeitslohn und Arbeitstag stellt ein variables Kapital, z.B. von 100, eine bestimmte Anzahl in Bewegung gesetzter Arbeiter vor; es ist der Index dieser Anzahl. Z.B. 100 Pfd.St. sei der Arbeitslohn für 100 Arbeiter, sage für eine Woche. Verrichten diese 100 Arbeiter ebensoviel notwendige Arbeit wie Mehrarbeit, arbeiten sie also täglich ebensoviel Zeit für sich selbst, d.h. für die Reproduktion ihres Arbeitslohns, wie für den Kapitalisten, d.h. für die Produktion von Mehrwert, so wäre ihr Gesamtwertprodukt = 200 Pfd.St. und der von ihnen erzeugte Mehrwert betrüge 100 Pfd.St. Die Rate des Mehrwerts m/v wäre =100% . Diese Rate des Mehrwerts würde sich jedoch, wie wir gesehn, in sehr verschiednen Profitraten ausdrücken, je nach dem verschiednen Umfang des konstanten Kapitals c und damit des Gesamtkapitals C, da die Profitrate = m/C .
Ist die Mehrwertsrate 100%,:
Wenn c = 50, v = 100, so ist p' = 100/150 = 66,66 %.
Wenn c = 100, v = 100, so ist p' =100/200 = 50%.
Wenn c = 200, v = 100, so ist p' = 100/300 = 33,33%.
Wenn c = 300, v = 100, so ist p' = 100/400 = 25%.
Wenn c = 400, v = 100, so ist p' = 100/500 = 20%.
Dieselbe Rate des Mehrwerts, bei unverändertem Exploitationsgrad der Arbeit, würde sich so in einer fallenden Profitrate ausdrücken, weil mit seinem materiellen Umfang, wenn auch nicht im selben Verhältnis, auch der Wertumfang des konstanten und damit des Gesamtkapitals wächst
Nimmt man nun ferner an, daß diese graduelle Veränderung in der Zusammensetzung des Kapitals sich nicht bloß in vereinzelten Produktionssphären zuträgt, sondern mehr oder weniger in allen, oder doch in den entscheidenden Produktionssphären, daß sie also Veränderungen in der organischen Durchschnittszusammensetzung des einer bestimmten Gesellschaft angehörigen Gesamtkapitals einschließt, so muß dies allmähliche Anwachsen des konstanten Kapitals, im Verhältnis zum variablen, notwendig zum Resultat haben einen graduellen Fall in der allgemeinen Profitrate bei gleichbleibender Rate des Mehrwerts oder gleichbleibendem Exploitationsgrad der Arbeit durch das Kapital. Nun hat sich aber gezeigt, als ein Gesetz der kapitalistischen Produktionsweise, daß mit ihrer Entwicklung eine relative Abnahme des variablen Kapitals im Verhältnis zum konstanten Kapital und damit im Verhältnis zu dem in Bewegung gesetzten Gesamtkapital stattfindet. Es heißt dies nur, daß dieselbe Arbeiterzahl, dieselbe Menge Arbeitskraft, disponibel gemacht durch ein variables Kapital von gegebnem Wertumfang, infolge der innerhalb der kapitalistischen Produktion sich entwickelnden eigentümlichen Produktionsmethoden, eine stets wachsende Masse Arbeitsmittel, Maschinerie und fixes Kapital aller Art, Roh- und Hilfsstoffe in derselben Zeit in Bewegung setzt, verarbeitet, produktiv konsumiert - daher auch ein konstantes Kapital von stets wachsendem Wertumfang. Diese fortschreitende relative Abnahme des variablen Kapitals im Verhältnis zum konstanten und daher zum Gesamtkapital ist identisch mit der fortschreitend höhern organischen Zusammensetzung des gesellschaftlichen Kapitals in seinem Durchschnitt. Es ist ebenso nur ein andrer Ausdruck für die fortschreitende Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit, die sich grade darin zeigt, daß vermittelst der wachsenden Anwendung von Maschinerie und fixem Kapital überhaupt mehr Roh- und Hilfsstoffe von derselben Anzahl Arbeiter in derselben Zeit, d.h. mit weniger Arbeit in Produkte verwandelt werden. Es entspricht diesem wachsenden Wertumfang des konstanten Kapitals - obgleich er nur entfernt das Wachstum in der wirklichen Masse der Gebrauchswerte darstellt, aus denen das konstante Kapital stofflich besteht - eine wachsende Verwohlfeilerung des Produkts. Jedes individuelle Produkt, für sich betrachtet, enthält eine geringre Summe von Arbeit, als auf niedrigem Stufen der Produktion, wo das in Arbeit ausgelegte Kapital in ungleich größrem Verhältnis steht zu dem in Produktionsmitteln ausgelegten. Die im Eingang hypothetisch aufgestellte Reihe drückt also die wirkliche Tendenz der kapitalistischen Produktion aus. Diese erzeugt mit der fortschreitenden relativen Abnahme des variablen Kapitals gegen das konstante eine steigend höhere organische Zusammensetzung des Gesamtkapitals, deren unmittelbare Folge ist, daß die Rate des Mehrwerts bei gleichbleibendem und selbst bei steigendem Exploitationsgrad der Arbeit sich in einer beständig sinkenden allgemeinen Profitrate ausdrückt. (Es wird sich weiter zeigen1 *, warum dies Sinken nicht in dieser absoluten Form, sondern mehr in Tendenz zum progressiven Fall hervortritt.) Di e progressive Tendenz der allgemeinen Profitrate zum Sinken ist also nur ein der kapitalistischen Produktionsweise eigentümlicher Ausdruck für die fortschreitende Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit. Es ist damit nicht gesagt, daß die Profitrate nicht auch aus andren Gründen vorübergehend fallen kann, aber es ist damit aus dem Wesen der kapitalistischen Produktionsweise als eine selbstverständliche Notwendigkeit bewiesen, daß in ihrem Fortschritt die allgemeine Durchschnittsrate des Mehrwerts sich in einer fallenden allgemeinen Profitrate ausdrücken muß. Da die Masse der angewandten lebendigen Arbeit stets abnimmt im Verhältnis zu der Masse der von ihr in Bewegung gesetzten vergegenständlichten Arbeit, der produktiv konsumierten Produktionsmittel, so muß auch der Teil dieser lebendigen Arbeit, der unbezahlt ist und sich in Mehrwert vergegenständlicht, in einem stets abnehmenden Verhältnis stehn zum Wertumfang des angewandten Gesamtkapitals. Dies Verhältnis der Mehrwertsmasse zum Wert des angewandten Gesamtkapitals bildet aber die Profitrate, die daher beständig fallen muß. (Karl Marx, Das Kapital, Band III, MEW 25, S.
Fazit: Produktivkraftentwicklung unter privatkapitalistischen Verhältnissen funktioniert nur unter Zulassung der Konkurrenz (und natürlich nur unter der Bedingung der Privatisierung der Gewinne), d.h. bei freien Märkten und offenem Außenhandel. Fällt die Konkurrenz weg, erlischt der Stachel für die Jagd nach dem Extraprofit.
Gleichzeitig erweist sich die Produktivkraftentwicklung, die ja grundsätzlich ein Segen für die Menschheit sein könnte (wenn sie von den Fesseln des Kapitalismus befreit würde) unter privatkapitalistischen Bedingungen zu Arbeitslosigkeit und Verwertungsschwierigkeiten des Kapitals wegen des tendenziellen Falls der Profitraten. (Ideologische Kommission)
2.2.2. Die irrige Ansicht, der Kapitalismus, also die Privatwirtschaft, sei bezüglich der Produktivkraftentwicklung der Planwirtschaft überlegen, 2. Teil, Produktions- und Produktivkraftentwicklung im Sozialismus.
2.2.2.1. Das Referat von Michel Kubi bei unserer Veranstaltung zum 11. Jahrestag der Oktoberrevolution in Heidenau: Aufbau der Planwirtschaft in der SU.
Liebe Genossinnen und Genossen!
Mein Thema beinhaltet wohl eine, wenn nicht die, erfolgreichste Episode der menschlichen Geschichte, den Aufbau des Sozialismus in der Sowjetunion unter der Führung von Lenin und Stalin.
Ich stehe hierbei jedoch vor dem Problem, diese komplexe und spannende Geschichte auf maximal 40 Minuten zu kürzen. Es ist daher nicht möglich, auf alle Ereignisse dieser Periode einzugehen und ihnen gerecht zu werden.
Daher konzentriere ich mich bei meinem Vortrag auf die wirtschaftliche Entwicklung in der Sowjetunion. Dieser wirtschaftliche Erfolg basierte auf der Anwendung des wissenschaftlichen Sozialismus in der Ökonomie, dem gesellschaftlichen Eigentum an den Produktionsmitteln und der zentralen Planwirtschaft. So erfolgreich die ökonomische Entwicklung in der Sowjetunion in den 1930ern und darauffolgenden Jahrzehnten war, so war und wird sie von den Antikommunisten angegriffen.
Die zentrale Planwirtschaft in der Sowjetunion wird von ihnen als bürokratisch, unflexibel, undemokratisch und ineffizient bezeichnet. Generell wird der Zentralismus als solcher angegriffen. Man spricht nicht selten von Kommandowirtschaft. Die Planwirtschaft habe nicht die Bedürfnisse der Bevölkerung sichern können, war wirtschaftlich ein Misserfolg, einige Kampagnen wie die Kollektivierung der Landwirtschaft ruinierten die Bauernschaft usw.
Ein genauerer Blick zeigt jedoch, dass dieses Propagandabild nicht den Tatsachen entspricht.
1. Die russische Wirtschaft vor der Revolution und die Wachstumsraten in der Planwirtschaft:
Um die Bedeutung der wirtschaftlichen Erfolge der Sowjetunion zu charakterisieren, ist es wichtig, die Lage vor der Oktoberrevolution zu kennen.
Das zaristische Russland war vor der Revolution überwiegend ein Agrarland mit einigen wenigen Industriezentren. Tatsächlich sind diese Industriezentren in den zwei Jahrzehnten vor der Oktoberrevolution gewachsen, dennoch war Russland verglichen mit den anderen Industrienationen sehr rückschrittlich: Vor der Revolution arbeiteten noch 80% in der Landwirtschaft. Die Arbeitsproduktivität betrug ein Viertel der USA. Russland war abhängig von Importen, vor allem dem Import von Eisen und Stahl sowie von Maschinen aller Art. Ein Großteil des Kapitals gehörte ausländischen Konzernen
Bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung verschiedener Staaten gibt es eine interessante Quelle: Angus Madison: Monitoring the World Economy 1820 - 1992
Madison sammelte die Daten zum BIP pro Person von 56 Staaten, zurückgehend bis zum Jahr 1820. Seine Daten zeigen, dass Staaten die 1820 "reich" waren, sich schneller entwickelten als die armen Länder. Dadurch öffnete sich die Schere zwischen armen und reichen Staaten zunehmend. Ob ein Land sich zum Industrieland entwickeln konnte oder ein Entwicklungsland blieb, hing also von seinen Ausgangsbedingungen ab.
Besonders interessant ist die Entwicklung in Russland/Sowjetunion. Es gehörte zu den Ländern mit dem geringsten BIP und das änderte sich in den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg nicht großartig.
Aber ab 1928 hatte es die größten Wachstumsraten unter den untersuchten Staaten. Wenn man die Jahre des Zweiten Weltkrieges nicht mitzählt, wuchs der sowjetische BIP jährlich zwischen 1928 und 1970 um 5-6%, 1970-1975 um 3,7%, 1975-1980 um 2,6% und ab 1980 "nur" noch um 2%. Aber selbst wenn man die "niedrigeren" Wachstumszahlen ab 1970 hinzurechnet, wuchs die sowjetische Wirtschaft schneller als die der anderen Staaten.
Die meisten westlichen Ökonomen sind sich, trotz der Propaganda, einig, dass, besonders in den Jahren 1928 bis 1970 die Sowjetunion außergewöhnlich hohe Wachstumsraten hatte.
Der Wirtschaftshistoriker Gerschenkron schätzte, dass das jährliche Wachstum für die Gesamtindustrie zwischen 1928 und 1932 20,35% und zwischen 1928 und 1940 jährlich durchschnittlich 17,5% betrug. (Gerschenkron, A., 1947: The Rate of Growth in Russia, Journal of Economic Histroy Vol. 7, Supplement, S. 161 - 165)
Abram Bergson berechnete das Wirtschaftswachstum pro Kopf, wobei er das amerikanische (1869/1908) mit dem sowjetischen (1928/1940) Wirtschaftswachstum verglich. Seine Zahlen belegen, dass es in der Sowjetunion in fast allen Jahren größer war als das amerikanische.
In der Periode 1928-1955 war das wirtschaftliche Wachstum in der Sowjetunion fast dfreimal so groß wie in den USA im selben Zeitraum. Selbst in den Kriegsjahren war das sowjetische Wirtschaftswachstum in etwa so groß wie in den meisten Jahren der USA. Die höchsten Werte für die USA lagen zwischen 1869-78 und diese waren geringer als in der Sowjetunion. (Bergson, A., 1961: The Real National Income of Soviet Russia since 1928, Harvard University Press, Cambridge, S. 264; Lane S. 68)
Dieses hohe Wirtschaftswachstum wurde auch von Robert C. Allen in seinem Werk "From Farm to Factory" bestätigt. Sein sorgfältig recherchiertes Buch beweist, dass die Sowjetunion eine der erfolgreichsten wirtschaftlichen Entwicklung hatte. (Allen, R. C. 2003. From Farm to Factory, New Jersey: Princeton University Press)
Der Wirtschaftshistoriker Girsh Khanin veröffentliche 2003 eine Studie über die Entwicklung der Planwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1950er Jahre. Er bezeichnete diese Periode als das sowjetische Wunder, als die goldene Zeit der Planwirtschaft. Die Sowjetunion erholte sich schnell vom Krieg, das Wirtschaftswachstum war am höchsten, der Lebensstandard stieg am schnellsten und die technische Entwicklung war bahnbrechend. Nach Jahren des schweren Aufbaus in den 1930ern sowie den Zerstörungen im zweiten Weltkrieg, konnten die Früchte der Planwirtschaft geerntet werden. Doch Khanin stellte fest, dass ab Ende der 1950er Jahre das wirtschaftliche Wachstum der Sowjetunion zu bröckeln begann. (The 1950s - the triumph of the Soviet Economy, Europa-Assia-Studies, 2003, Vol. No 8, S. 1187-1212)
2. Von der NEP zu den Fünfjahrplänen
Die Industrialisierung der Sowjetunion wurde ab 1928 mit den sog. Fünf-Jahresplänen durchgeführt. Die Periode des vorherigen Jahrzehntes war die Zeit der neuen Ökonomischen Politik (NEP). Die NEP wurde als Atempause verstanden, nach den Zerstörungen des Ersten Weltkrieges und des Bürgerkrieges.
Es existierten mehrere Eigentumsformen nebeneinander: die Großindustrie war unter staatlicher Kontrolle, die Landwirtschaft war durch kleine Bauernhöfe mit Einzelbauern charakterisiert. Kollektivwirtschaften waren kaum vorhanden, entwickelten sich aber.
Die Wirtschaft erholte sich schnell, Ende der 1920er Jahre wurde der Vorkriegsstand der Produktion erreicht. Aber die NEP hatte auch ihre Schattenseiten: die Arbeitslosigkeit betrug 10% und die Einzelbauernwirtschaft waren auf lange Sicht nicht produktiv genug, um das Land zu industrialisieren. Weiterhin bestand das Problem, dass kapitalistische Elemente, z. B. die Kulaken im Dorf, erstarkten. Ab 1927/28 war der Zustand erreicht, dass man zur Industrialisierung und Kollektivierung der Landwirtschaft übergehen konnte.
Anders als die Industrialisierung in kapitalistischen Ländern, bei denen zuerst die Leichtindustrie florierte, hatte die Sowjetunion die Schwerindustrie gefördert. Zur Schwerindustrie gehören u. a. die Produktion von Maschinen, die Förderung von Rohstoffen, die Gewinnung von Energie. Die Leichtindustrie beinhaltet die Konsumgüterindustrie.
Warum ist es so wichtig, dass in einer Planwirtschaft die Schwerindustrie gefördert wird? Die Leichtindustrie ist über kurzfristige Zeiträume profitabler, weil sie weniger Kosten verursacht (z. B. durch weniger Investitionen), dafür aber eine unabhängige und zukunftsorientierte Wirtschaft erschwert.
Die Schwerindustrie hingegen liefert die Rohstoffe, die Energie, die Maschinen und Technik. Diese sind aber die Voraussetzungen für eine funktionierende Leichtindustrie. Damit werden auch die Vorrausetzungen für einen steigenden Lebensstandard erschaffen.
Es wurden von sowjetischen Ökonomen mathematische und ökonomische Modelle entwickelt, die zeigten, dass bei einer höheren Investition der Schwerindustrie auch der Verbrauch an Konsumgütern, also die Leichtindustrie steigt. Die Schwerindustrie liefert durch ihre Erzeugung von Energie, Förderung von Rohstoffen und dem Bau von Maschinen die Grundlagen der Leichtindustrie. Ohne diese geschaffenen Voraussetzungen ist eine Leichtindustrie auf lange Sicht nicht haltbar; es würde zu großen ökonomischen Problemen führen.
3. Kollektivierung der Landwirtschaft
Ein besonderer Aspekt der sowjetischen Planwirtschaft war die Kollektivierung und Mechanisierung der Landwirtschaft.
Der allgemeine Vorwurf der Antikommunisten dazu lautet: Die Kollektivierung der Landwirtschaft ruinierte die Bauern und führte zu Hungersnöten. Bevor jedoch dieser Vorwurf widerlegt wird, sollen auch hier einige Aspekte zur Agrarwirtschaft im vorrevolutionären Russland erläutert werden:
Russland hatte relativ ungünstige Bedingungen für eine funktionierende Agrarwirtschaft: nur 1,4% der Landfläche hatten die beste Kombination von Niederschlag und Temperatur für den Anbau von Getreide, verglichen mit 56% in den USA.
Russland war geplagt von Hungersnöten und schlechten Ernten: Zwischen 1800 und 1854 gab es 35 Missernten, zwischen 1891 und 1910 gab es 13 schlechte Ernten, 3 Jahre Hungersnot und nur vier gute Ernten. Auch in den 1920ern hatte die Landwirtschaft mehrere Probleme: Zwischen 1918 und 1927 gab es fünf schlechte Ernten, zwei Hungerjahre und nur drei gute Ernten.
Dabei waren nicht nur die ökologischen Bedingungen Russlands ungünstig: Auch die Landwirtschaft war sehr primitiv organisiert: Es überwiegte Handarbeit, Maschinen und Traktoren gab es so gut wie gar nicht und die meisten mittelgroßen Bauernhöfe waren bestenfalls Selbstversorger. Die Lebenssituation der allermeisten Bauern war miserabel: Sie war geprägt von harter Arbeit, mangelnder Ernährung und mangelnder medizinischer Versorgung sowie nicht vorhandenen Bildungsmöglichkeiten. Lediglich die so genannten Kulaken profitierten von der Lage, sie kontrollierten des weiteren auch einen Großteil des Getreides auf dem Markt zum Verkauf.
Um die Landwirtschaft zu modernisieren und das Land industrialisieren zu können, war also die Kollektivierung der Landwirtschaft eine Notwendigkeit. Nur so konnte das Land sicher ernährt werden und Arbeitskräfte frei werden für die Industrie.
Anders als gerne von Feinden der Sowjetunion behauptet, hatte die Kollektivierung der Landwirtschaft eine Massenbasis, war also keine Zwangskollektivierung. Die Klasse der Bauern in der Sowjetunion war nicht homogen, sondern hatte drei entscheidende Schichten: Auf der einen Seite eine ausbeuterische Minderheit, die Klasse der Kulaken, auf der anderen Seite die Kleinbauern, die Selbstversorger waren, die landlosen Dorfarbeiter und die Dorfarmut. Zwischen diesen beiden Schichten gab es die Mittelbauern.
Als die Kollektivierung der Landwirtschaft beschlossen werden sollte, gab es heftige Diskussionen in der Partei, bei der sich unterschiedliche Klasseninteressen widerspiegelten. Gemäß der Positionen Lenins und Stalins sollte die Kollektivierung auf einem Bündnis der Dorfarmut mit den Mittelbauern für die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft basieren.
Diese Positionen Lenins und Stalins zur Bauernfrage stehen im Gegensatz zu derjenigen der sog. Linken oder Rechten Opposition.
Die linke Abweichung, basierend auf der Positionen Trotzkis, nivellierte die klassenmäßigen Unterschiede in der Bauernschaft. Alle Bauern wurden als reaktionär und Instrument für die kapitalistische Restauration angesehen. Dies wird deutlich in Trotzkis Theorie der Permanenten Revolution, welche Lenin als linksradikalen Unsinn abgestempelt hat.
Die "Linke Opposition" war für eine frühzeitige, rücksichtslose Kollektivierung der Landwirtschaft per Dekret zu Beginn der 20er Jahre, obwohl die Zeit dazu noch nicht reif war: Denn die Kulaken waren noch zu stark und die Kollektivwirtschaften noch zu schwach. Tatsächlich war es dann Trotzki, der zusammen mit Sinowjew 1925 in bürokratischer Manier forderte, dass man die Kulaken als Klasse per Dekret auflösen könne und so folglich die Kollektivierung der Landwirtschaft vorantreiben, ja durchpeitschen muss.
Stalin war sich hingegen der Situation des Klassenkampfes bewusst und argumentierte, dass der Kampf gegen die Kulaken nur durch ein Bündnis der armen Bauernschichten mit den Mittelbauern sowie einer Stärkung der bisherigen Kollektivwirtschaften ermöglicht werden kann. So konnte man Ende der 20er Jahre zur Kollektivierung der Landwirtschaft übergehen, weil die Zeit dafür reif war.
Besonders interessant ist, dass, nachdem die "Linke Opposition" geschlagen war, Trotzki 1928 ein Scheitern der Kollektivierung sah: Er forderte sogar 1930 eine Beendigung der Politik der Entkulakisierung (also folglich eine Beibehaltung der NEP, die er vorher vehement abgelehnt hat). 1933, nachdem die Kollektivierung im Wesentlichen abgeschlossen war, forderte Trotzki sogar in einem Bulletin der Opposition eine Auflösung der Staats- und Kollektivfarmen, weil sie angeblich ineffizient seien.
Die Rechte Abweichung, vertreten durch Bucharin, war gegen die Kollektivierung der Landwirtschaft und Gegner der Entkulakisierung. Sie wollte eine Beibehaltung der NEP.
Doch hätte es mit der NEP eine Industrialisierung geben können? Nein, denn die NEP wurde nur als Notlösung verstanden und hätte der Industrialisierung und dem Aufbau des Sozialismus langfristig nur im Wege gestanden. Der sozialistische Aufbau wäre durch die Klassenstruktur der NEP mit reichen Kulaken und Handelsmännern behindert worden. Die primitive Landwirtschaft hätte eine Industrialisierung nicht ermöglicht, da sie die Versorgung der Städte und damit der Industrie nicht aufrechterhalten konnte.
Tatsächlich verlief die Kollektivierung schneller als geplant und viele Funktionäre vor Ort verstießen gegen Direktiven des ZK, so dass eine Menge Bauern in die Kolchosen gezwungen wurden. Dies veranlasste Stalin im März 1930 den Artikel "Vor Erfolgen von Schwindeln befallen" zu verfassen, in dem er die Verletzung der Freiwilligkeit bei der Bildung von Kolchosen kritisierte. Außerdem kritisierte er, dass Mittelbauern oft als Kulaken bezichtigt wurden. Es wurde eine Resolution erstellt, die diese Punkte Stalins aufgriff und z. B. Bauern, die zu Unrecht als Kulaken bezichtigt wurden, rehabilitiert wurden.
Da die Parteiarbeit auf dem Lande noch schlecht organisiert war, wurden in den Städten 250.000 Kommunisten mobilisiert und ins Land geschickt. Zusätzlich wurden 25.000 der erfahrensten Arbeiter aufs Land geschickt, um bei der Organisation der Kolchosen zu helfen. Sie halfen bei der Organisation der Agrarproduktion und der Agitation und Propaganda. Gleichzeitigt kritisierten sie Parteifunktionäre, die auf bürokratische Manier Bauern mit Gewalt in die Kolchose zwingen wollten.
Die Lage war nicht einfach, da Kulaken natürlich Widerstand leisteten: Kommunisten und Kolchosbauern wurden ermordet, Vieh wurde abgeschlachtet, Getreide gehortet oder nicht geerntet und Mittelbauern wie arme Bauern gegen die „gottlosen Kommunisten“ aufgehetzt. Dies führte dazu, dass gegen die Kulaken repressiv vorgegangen werden musste: Es war eine Situation des verschärften Klassenkampfes.
Die Liquidierung der Kulaken meinte übrigens nicht ihre physische Vernichtung, sondern ihre Enteignung als Klasse. Etwa 380.000 Kulakenfamilien wurden enteignet und in entlegene Gebiete der UdSSR geschickt. Bevölkerungsstatistiken geben übrigens an, dass ein Großteil der in diese Gebiete exilierten überlebte. Nur etwa 63.000 Kulaken wurden als Konterrevolutionäre bestraft.
Entgegen der antikommunistischen Propaganda war die Kollektivierung der Landwirtschaft ein Erfolg. Durch die Errichtung der Maschinen-Traktoren-Stationen, die Staatseigentum waren, wurden die Kollektivwirtschaften entlastet, da die Wartung der Maschinen sowie die Ausbildung der Fachkräfte in großem Rahmen vom Staat getragen wurden.
In der Ukraine nahmen z. B. während der ersten Wochen des Jahres 1930 rund 275.000 Bauern an fast 4.000 Kurzlehrgängen teil, die das Bedienen von Traktoren, Ernte- und Aussaatmethoden etc. erklärten.
Das zaristische Dorf war geprägt durch eine marode Infrastruktur und die Kirche. Sowjetische Dörfer erhielten Kinos, Schulen, Laboratorien, Bibliotheken, Kliniken, Kulturzentren usw.
Diese und viele andere Fortschritte widerspiegeln die kontinuierliche Investitionssteigerung in der Landwirtschaft. Betrug die Investitionsmenge 1928: 379 Mill. Rubel, so waren es 1934: 4,6 Mrd. Rubel, und 1935 fast 5 Mrd. Rubel.
Eine Landbevölkerung, die sich zwischen 1926 und 1940 von 120 auf 132 Millionen vermehrte, konnte eine Stadtbevölkerung ernähren, die im gleichen Zeitraum von 26,3 auf 61 Millionen angestiegen war. Wir haben hier also eine enorme Steigerung der Produktivkraft. So sank z.B. die körperliche Arbeit zur Produktion von Getreide 1920 von 20,8 Arbeitstagen pro Hektar auf 10,6 im Jahr 1931.
Die Kollektivierung der Landwirtschaft modernisierte die russische Bauernschaft und legte die Grundlage für die moderne Nahrungsmittelproduktion.
Holodomor
Es besteht aber immer noch der Vorwurf, die Kollektivierung der Landwirtschaft habe zu einer großen Hungersnot 1932/33 geführt. Von einigen Faschisten wird behauptet, dass Stalin einen bewussten Völkermord gegen die Ukraine plante, den so genannten Holodomor, dem 6 Mio. Ukrainer zum Opfer gefallen sein sollen. Doch tatsächlich war es so, dass nach der Kollektivierung der Landwirtschaft die lange Periode der Hungersnöte in der Sowjetunion ein Ende fand. Die letzte Hungersnot fand 1946 aufgrund der Zerstörungen des zweiten Weltkrieges statt und konnte schnell gelöst werden. Danach gehörten die periodisch auftretenden Hungersnöte und Missernten der Vergangenheit an, dies ist der Kollektivierung zu verdanken.
Der Agrarwissenschaftler Mark Tauger publizierte eine Reihe an Fachliteratur zur Agrarwirtschaft der Sowjetunion und zur Hungersnot 1932. Marc Taugers Aussagen sind: Es gab zwar 1932 eine Hungersnot, sie betraf aber nicht nur die Ukraine, sondern auch andere Gegenden und die Opferzahlen werden von Antikommunisten maßlos übertrieben. Ein Völkermord an den Ukrainern hatte es nie gegeben, die Hungersnot war nicht ein geplanter Versuch Stalins, die Ukrainer oder die Bauern zu unterdrücken. Als die Hungersnot da war, wurden z. B. Abgabequoten der Bauern reduziert, Exporte reduziert, Importe erhöht, Bauernmärkte zugelassen etc.
Ursache für die Hungersnot 1932 waren hauptsächlich klimatische Faktoren, Epidemien wie Typhus sowie Schädlinge. Einen Teil dazu haben auch die Widerstände der Kulaken beigetragen durch Abschlachtung von Vieh, Verbrennen und Horten von Getreide etc.
Tauger beweist aber auch, dass Bauern nicht nur Widerstand leisteten: Es gab Unterstützung für die Kollektivierung.
Ein anderer Autor, Douglas Tottle, hatte in seinem in den 1980ern erschienen Buch: "Fraud Famine and Fascism" festgestellt, dass die Propaganda des Holodomors eine Kampagne der Nazis, ukrainischen Nazi-Kollaborateuren und der Hearst-Presse in den USA war. William Hearst, der Eigentümer über ein riesiges Medienmonopol in den USA, war ein Bewunderer Hitlers. Die meisten, wenn nicht sogar alle von der Hearst-Presse veröffentlichten Bilder, die angeblich aus der Hungersnot 1932 stammen sollten, waren tatsächlich welche aus der Hungersnot 1922 an der Wolga oder aus dem Ersten Weltkrieg.
4. Industrialisierung
Entsprechend der Erfolge der Landwirtschaft sahen auch die Erfolge in der Industrie aus. So stieg die Stahlproduktion von 3,3 Mio. Tonnen 1927 auf fast 15 Mio. Tonnen 1940. In dieser Zeit verdreifachte sich die Förderung von Erdöl und die Kohleproduktion stieg von 10 Mio. t auf 73 Mio. t im Jahr.
1914 hatte Russland keine oder eine sehr schwach entwickelte Werkzeugmaschinen-Produktion, 1939 wurden über 58.000 verschiedene Werkzeugmaschinentypen hergestellt. Ganze neue Industriezweige wurden entwickelt: Herstellung von Traktoren, die Entwicklung einer chemischen Industrie, Walzwerke, Präzisionsinstrumente, Lokomotiven, Flugzeuge etc.
Während der Zeit der Fünfjahrpläne wurden enorme Industriezentren geschaffen, so das Wasserkraftwerk am Dnjepr, das Traktorenwerk in Stalingrad, die Errichtung eines zweiten Kohlelagers in Kusnetsk und die Errichtung der Stahlwerke in Magnitogorsk.
Im zweiten Fünfjahrplan wurde vor allem auf eine Erhöhung der Arbeitsproduktivität ein Auge geworfen: Sie stieg zwischen 1933 und 1937 um 65% in der Industrie.
Besonders die asiatischen Republiken profitierten von der Industrialisierung: 1934 wurden z. B. 50% der Investitionen für die Entwicklung in den asiatischen Republiken bereit gestellt.
Die Stärke der sowjetischen Planwirtschaft zeichnete sich dadurch aus, dass sie in der Lage war, während des Zweiten Weltkrieges fast 2.600 Fabriken zwischen Juli und November 1941 umzusiedeln, sie ermöglichte die Zerschlagung des Faschismus und befreite Europa von dieser abscheulichsten Form kapitalistischer Ausbeutung.
Die Entwicklung der Leichtindustrie:
Es wird fast immer behauptet, dass zwar die Sowjetunion in der Förderung von Rohstoffen große Erfolge hatte, doch dies unter großen Entbehrungen der Arbeiter. Es wird behauptet, der sowjetischen Arbeiterklasse sei es in den 1930er Jahren schlechter gegangen als vor der Revolution.
Es wirkt schon grotesk, dass die antikommunistischen Ideologen große Entbehrungen der Arbeiterklasse in der Sowjetunion erst herbeischwafeln und dann anprangern, aber zu den katastrophalen Folgen der Industrialisierung in Westeuropa mit ihrem 14-Stunden-Tag, dem Fehlen von Kranken- und Invalidenvorsorge und der Kinderarbeit schweigen oder dieses Elend versuchen kleinzureden. Ganz zu schweigen von den miserablen Arbeitsbedingungen in den heutigen Fabriken der so genannten Dritten Welt.
Wenn man sich die Direktiven des ersten Fünfjahresplans anschaut, wird man feststellen, dass die Konsumgüterindustrie nicht vernachlässigt wurde. Tatsächlich sank aber zuerst der Konsum im Ersten Fünfjahresplan. Das hatte mehrere Ursachen:
Die Maschinen zur Produktion der Konsumgüter mussten erst mal hergestellt werden. Man musste zuerst die Ingenieursarbeit leisten, es musste das Energieproblem gelöst werden, es mussten Transportwege geschaffen werden usw.
Es sei hier an den bereits erwähnten Wirtschaftshistoriker Robert C. Allen und sein Buch "Farm to Factory" verwiesen. Dort widerlegt er den Mythos der schlechten Versorgung der sowjetischen Bevölkerung: Das enorme Wachstum der Städte, hervorgerufen durch die Landflucht der Bauern, habe zwar zu einer Verschlechterung der Wohnsituation geführt, das ist aber typisch für alle Länder, die durch die Industrialisierung gehen.
Entscheidend sei hier, wie schnell sich diese Situation verbessere. Während in der Dritten Welt Slums weit verbreitet sind, sei es zu einer enormen Verbesserung der Wohnsituation und der sanitären Einrichtungen in der Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg gekommen.
Der Konsum sank zwar während des Ersten Fünfjahresplans, stieg aber danach tatsächlich enorm an. Ende der 30er Jahre stieg die Produktion von Konsumgütern um 80%. Es seien noch weitere Aspekte erwähnt:
Ein Großteil der Nahrung wurde in den Fabrikkantinen bereit gestellt, die wesentlich günstiger waren als die Geschäfte. Es arbeiteten mehr Menschen pro Familie und die Familien wurden kleiner. Das verbesserte die Lebenssituation ebenfalls. Viele Arbeiter waren vor 1928 gar keine: Sie waren Bauern und lebten oft in ärmlichen Verhältnissen. Viele Arbeiter konnten beruflich aufsteigen, ihre Fertigkeiten verbessern und so mehr verdienen. Daher kann von einem Sinken des Lebensstandards nicht gesprochen werden.
5. Sozialer Fortschritt:
Ein entscheidender Aspekt zur Steigerung der Lebensqualität zeigt sich in den sozialen Leistungen, einiges sei aufgezählt:
Die Beseitigung der Arbeitslosigkeit, das Recht auf Arbeit, Mutterschaftsurlaub, bezahlter Urlaub, Einführung des 7-Stunden-Tages, Errichtung von Sanatorien und Erholungsheimen, Renten im Alter und Fortzahlung des Lohns bei Krankheit, kostenlose medizinische Behandlung und ein kostenloses Bildungssystem - Das sind garantierte Rechte, die in der Verfassung festgelegt wurden.
Der Staat regulierte alle Preise und subventionierte die Preise für Grundnahrungsmittel und Wohnungswesen. Mieten machten etwa 2-3% des Familien-Budgets aus; Wasser und Nebenkosten 4-5%.
Gab es vor dem ERSTEN Weltkrieg nur 20.000 Ärzte, 175.000 Krankenhausbetten und 11.000 Krippenplätze, gab es zum Ende des 1. Fünfjahrplans: 76.000 Ärzte, 330.000 Krankenhausbetten, 5.750.000 Krippenplätze: 1937 war das sowjetische Budget fürs Gesundheitswesen 75 mal so hoch wie 1913:
1914 war die Kindersterblichkeit bei 273/1000, 1935 nur noch bei 77/1000 und sank weiter. Die Lebenserwartung stieg von Ende 30 auf Mitte 60, als Stalin starb.
Staatliche Subventionierungen hielten die Preise für Bücher, Zeitschriften und kulturelle Ereignisse auf ein Minimum. Die UNESCO berichtete, dass sowjetische Bürger mehr Bücher lasen und mehr Filme sahen als irgendein anderes Volk auf der Welt.
Jedes Jahr war die Anzahl der Museumsbesucher fast genauso groß wie die Hälfte der Bevölkerung und die Besucherzahl in Theatern, Konzerten und anderen Aufführungen übertraf die gesamte Bevölkerung.
Weitere Erfolge wurden bei der Gleichberechtigung der Frauen erzielt – ganz ohne „Frauenquote“, wenn auch die sowjetische Realität weit davon entfernt war, das Ideal zu erreichen (Frauen hatten immer noch einen Großteil der Hausarbeiten und Kindererziehung zu übernehmen), so wurden enorme Fortschritte erzielt:
Man erhielt für gleiche Arbeit gleiches Geld, 1929 machten 25% aller Arbeitskräfte Frauen aus, 1939 43%. 1926 waren 31% der Studierenden in Instituten Frauen, 1937 43%, 1955: 52%. 1937 waren 16% der gewählten Deputierten des Obersten Sowjets Frauen. Die sowjetische Regierung unternahm einen enormen Aufwand, die Alphabetisierung und den Lebensstandard in den zurückgebliebensten Regionen in den asiatischen Republiken zu heben und die kulturellen Ausdrucksformen der mehr als hundert Nationalitäten und Volksgruppen zu fördern.
Z. B. konnte in Kirgisien 1917 nur einer von 500 Leuten lesen und schreiben, 50 Jahre später konnte es fast jeder.
Ehemals unterdrückte Nationen erhielten ihre nationalen Territorien mit eigener offizieller Sprache, eigener Verfassung, eigenen Sowjets etc.
Von der Bildungsoffensive profitierten nicht nur Kinder und Jugendliche. Auch Erwachsene hatten zeitlebens die Möglichkeit sich weiter- oder fortzubilden. So hatten alleine 1938 über 4 Mio. Arbeiter Weiterbildungskurse absolviert.
Die Ausgaben für Wissenschaft und Forschung verdreifachten sich zwischen 1927 und 1933 und zwischen 1933 und 1940 verdoppelten sie sich nochmal.
Zwischen 1920 und 1933 stieg die Zahl der Kinos von 9.800 auf 29.200, die sowjetische Filmindustrie florierte. Die Auflage von Zeitungen stieg im selben Zeitraum von 12,5 Mio. auf 36,5 Mio.
Diese Liste ließe sich bis ins unendliche Fortsetzen.
Sicherlich hatte die sowjetische Bevölkerung einen anderen Lebensstandard als wir heute. Sie konnten nicht zwischen 25 Marken von TV-Geräten auswählen, die alle nach 3 Jahren weggeworfen werden. Aber Lebensqualität lässt sich nicht daran messen, wie viel Geld ich für unnötigen Konsum verschwende, der dann eh in der Mülltonne landet. Der wirkliche Fortschritt besteht in der Hebung des kulturellen und wissenschaftlichen Niveaus, des zwischenmenschlichen Zusammenlebens und der Befriedigung der wirklichen Bedürfnisse des Menschen, fern ab von Konsumwahn, sog. "Celebrities" und Werbeterror.
6. Notwendigkeit der Planung
All diese Erfolge sind das Ergebnis der Planwirtschaft.
Und dennoch hört man so häufig das Vorurteil, dass die Planwirtschaft gar nicht funktionieren könne. Es hält sich immer noch das Gerücht, die Planwirtschaft sei bürokratisch, starr und gehe an den Interessen der Bevölkerung vorbei. Dass die Bourgeoisie so etwas von sich gibt, ist selbstverständlich. Nicht selbstverständlich ist, dass diese Vorurteile auch in linken Kreisen bis hinein in die kommunistische Bewegung gepflegt werden. Ich bin u.a. auf diese Vorwürfe in meinem Buch "Die Sowjetdemokratie und Stalin" eingegangen.
Ich zeigte z. B. auf, dass die Erstellung der Pläne sich auf eine möglichst breite Masseninitiative stützte und von Diskussionen, Verbesserungsvorschlägen, Auswertungen und Kontrollen begleitet war. Der Plan als solcher war nie ein fertiges Konstrukt, das nach dem Prinzip der Kommandowirtschaft durchgepresst wurde. Falsch ist die Vorstellung, eine Planungsbehörde entscheide diktatorisch über das Schicksal des Landes und zwinge Fabriken (und Arbeitern) auf, irgendetwas zu produzieren. Tatsächlich ist die Erstellung und Ausführung des Plans ein komplexer, demokratischer Vorgang, der von der Initiative der Massen lebt. Lassen wir Stalin zu Wort kommen:
"Für uns Bolschewiki ist der Fünfjahrplan nicht etwas Abgeschlossenes und ein für allemal Gegebenes. Für uns ist der Fünfjahrplan wie jeder andere Plan nur ein Plan, der als erste Nahrung angenommen ist, der auf Grund der an Ort und Stelle gemachten Erfahrungen, auf Grund der bei der Durchführung des Plans gemachten Erfahrungen präzisiert, geändert und vervollkommnet werden muss. Kein Fünfjahrplan kann all die Möglichkeiten berücksichtigen, die im Schoße unserer Gesellschaftsordnung schlummern und erst im Prozess der Arbeit, im Prozess der Durchführung des Plans in der Fabrik, in der Kollektivwirtschaft, in der Sowjetwirtschaft, im Rayon usw. zum Vorschein kommen. Nur Bürokraten können glauben, die Planungsarbeit sei mit der Aufstellung des Plans beendet. Die Aufstellung des Plans ist nur der Anfang der Planung. Die richtige planmäßige Führung entwickelt sich erst nach Aufstellung des Plans, nach Überprüfung an Ort und Stelle, im Prozess der Realisierung, der Korrektur und der Präzisierung des Plans.“ (Stalin, J.W., Politischer Rechenschaftsbericht auf dem 16. Parteitag 1930 S. 113 meines Buches)
Bei der Planwirtschaft waren neben der Vielzahl wissenschaftlicher Konferenzen, Expeditionen und Kommissionen die von den Gewerkschaften organisierten Produktionsberatungen von größter Wichtigkeit. Diese hatten zum Ziel, dass sich die Belegschaft, insbesondere die Arbeiter, mit den Planvorgaben auseinandersetzten, diese diskutierten und Verbesserungsvorschläge machten. Es entstand eine breite Masseninitiative an der bald Millionen von Arbeitern teilnahmen und tausende von Verbesserungsvorschlägen machten. Aus diesen Produktionsberatungen entstand der sozialistische Wettbewerb, der zum Ziel hatte, dass die Arbeiter basierend auf Eigeninitiative die Produktionsmethoden verbesserten und so die Arbeitsproduktivität steigerten. Der sozialistische Wettbewerb hatte nicht zum Ziel, Konkurrenten auszuschalten, sondern die Arbeiter und Betriebe halfen einander, sich zu verbessern.
Der Höhepunkt des Wettbewerbs wurde mit der Stachanow-Bewegung erreicht, benannt nach Alexej Stachanow, der seine Normen während einer Schicht um das 15-fache erhöhte. Das Selbstbewusstsein der Arbeiter wurde gestärkt, sie verbesserten ihre materielle Lage, wurden politisch gebildeter, kritisierten Betriebsleiter und Parteifunktionäre und hatten seitens der sowjetischen Regierung die vollste Unterstützung. Anders als die Behauptung Trotzkis oder anderer Kritiker führte die Stachanow-Bewegung nicht zur Ausbildung einer Arbeiteraristokratie, da jeder Arbeiter die Möglichkeit hatte (und sie der größte Teil auch nutzte!) Stachanow-Arbeiter zu werden.
Ein bürgerlicher Autor namens Michael Gelb verfasste in einer Studie aus dem Jahr 1990 zur Massenpolitik während der Stachanow-Bewegung Folgendes: "(…) Die Bewegung unterschied nicht zwischen Russen und Kasachen, männlich und weiblich, jung und alt. Die Erfinderischen und Energischen konnten nicht nur darauf hoffen, Auszeichnungen, Prämien und höhere Löhne zu erhalten, sondern auch Bildung, beruflichen Aufstieg oder ein Sprungbrett in die Politik. Der Stachanowismus war ein zentraler Bereich des Regimes zur Förderung technischer Ausbildung, unterstützt durch eine Reihe Fabrik-basierender Kurse, die es Arbeitern erlaubten zu studieren, ohne ihren Arbeitsplatz verlassen zu müssen. Für Menschen, deren Eltern Analphabeten und Großeltern Leibeigene waren, kann der Wert dieser Tatsache nicht übertrieben genug dargestellt werden. Technische Ausbildung für die Massen, zusammen mit dem dadurch möglichen sozialen Aufstieg, war eine der wichtigsten sozialen Grundlagen für Stalins Beliebtheit.
Auf einer eher allgemeinen Ebene verkörperte der Stachanowismus die utopische Vorstellung, dass eines Tages Arbeiter die Fähigkeit haben werden, die Industrie ohne Anleitung der Manager und Ingenieure führen zu können. Stalin sagte, dass es Ziel des Stachanowismus sei, die Unterschiede zwischen geistiger und körperlicher Arbeit abzubauen und das 'kulturell-technische Niveau' der einfachen Arbeiter (…) zu heben. (…) [Der] Stachanowismus [war] das Bemühen, das kreative Potential eines jeden Individuums zu befreien. Es war eine Industrie-Politik, die die Selbstachtung der Arbeiter ermutigte und die Verpflichtung der Gesellschaft für dieses Bemühen anerkannte." (Mass Politics under Stalinism: Two Case Studies by Michael Gelb)
Es sei an dieser Stelle noch zuletzt erwähnt, dass ein Großteil der Leitung, Planung und Kontrolle des Staates und der Wirtschaft von Millionen Freiwilligen ausgeführt wurde.
Millionen sowjetischer Bürger beteiligten sich z. B. an freiwilligen Feuerwehren, freiwilligen Wachmannschaften, die kleine Funktionen der Polizei übernahmen, Genossenschafts-Gerichte, die sich mit kleinen Vergehen befassten, es gab verschiedene Straßen-, Park-, Haus- Schul- und Sanitätskomitees und kulturelle Gremien, die auf lokaler Ebene wirkten etc.
Auch gab es Freiwillige im wirtschaftlichen Bereich: Statistik- und Prüfungs-Komitees, Inspektoren, technische Gremien usw. Ihre Funktionen reichten von Beraterfunktionen für das Management über Rechnungsprüfungen bis hin zu Inspektionen des Betriebsablaufs. Die Industrialisierung, die Planung und Leitung der Gesellschaft stützte sich auf den Enthusiasmus und die Initiative der Massen.
Dieser Prozess der Planung war natürlich nicht perfekt und muss durch Erfahrung und Bildung verbessert werden, doch in der Sowjetunion wurden diesbezüglich gute Erfahrungen gemacht.
Um meinen Vortrag mit den Worten Winston Churchills zu beenden:
"Stalin übernahm das Russland des Hakenpflugs und hinterließ es im Besitz der Atomwaffe."
Ich bedanke mich für Euer Zuhören.“
2.2.2.3. Vergleich der Wirtschaftsentwicklung Deutschlands und der Sowjetunion von Anfang der 20er Jahre des vergangenen Jahrhundert bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges.
Vergleich der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukt Deutschlands und der Sowjetunion, preisbereinigt, prozentuale Entwicklung bezogen auf das jeweils angegebene vorherige Datum.
19203: - 16,0 % 19214: - 69,0 %
1925: + 26,3 % 1925: + 135,0 %
1930: + 7,3 % 1930: + 241,1 %
1935: + 2,9 % 1935: + 126,1 %
1940: + 33,1 % 1940: + 51,2 %
Nach dem II. Weltkrieg hat die Sowjetunion 1948 das Vorkriegsniveau der Produktion erreicht und 1952 hatte sie dieses Niveau verdoppelt.
2.2.2.4. Vergleich der Wirtschafts- und Produktivkraftentwicklung der Sowjetunion während der Stalin-Ära mit der Zeit Chruschtschows, Kossygins und Gorbatschows.
Entwicklung des Bruttoinlandproduktes in der Sowjetunion in 5-Jahres-Perioden, preisbereinigt, prozentuale Entwicklung bezogen auf das jeweils angegebene vorherige Datum5.
19216: - 69,0 %
1925: +135,0 %
1930: + 241,1 %
1935: + 126,1 %
1940: + 51,2 %
1945: - 8,3 %
1950: + 88,7 %
1955: + 84,5 %
Für die Zeit von 1956 bis 1960 haben wir keine Daten gefunden.
1965: + 32,5 %
1970: + 37,0 %
1975: + 31,5 %
1980: + 21,0 %
1985: + 16,5 %
Man sieht ein eindeutiges Fallen der Zuwachsraten nach 1955.
Zusammengefasst: In 35 Jahren des Aufbaus der Planwirtschaft7 (angesetzt nach dem Ende der Interventionskriege) ist eine Produktionssteigerung von rund 720 Prozent gelungen, in den folgenden 25 Jahren bis kurz vor der Konterrevolution, die durch marktwirtschaftliche Reformen und eine Aushöhlung bzw. einen Rückbau der Planwirtschaft gekennzeichnet waren, waren es noch rund 140,0 Prozent.
Wenn man das, zeitlich angeglichen, also unter Berücksichtigung des 10-jährigen Zeitunterschiedes der beiden Perioden, in Bezug zueinander setzt, hat die marktwirtschaftlich reformierte sozialistische Wirtschaft in der Sowjetunion nur noch ein Viertel an Zuwachs von dem gekonnt, was die sozialistische Planwirtschaft konnte.
Mit der Entwicklung der Arbeitsproduktivität verhielt es sich ähnlich:
Entwicklung der Produktivität der Arbeit im staatlichen und genossenschaftlichen Bereich der Industrie der Sowjetunion nach den angegebenen Jahres-Perioden, preisbereinigt, prozentuale Entwicklung bezogen auf das jeweils angegebene vorherige Datum8:
19329: + 41,0 %
1937: + 83,0 %
1940: + 32,9 %
195010: + 37,0 %
1955: + 44,5 %
Für die Zeit von 1956 bis 1960 haben wir keine Daten gefunden.
1965: + 30,5 %
1970: + 34,0 %
1975: + 22,0 %
1980: + 16,5 %
1985: + 15,5 %
Das Ganze als graphische Darstellung: Entwicklung der Arbeitsproduktivität in der Sowjetunion.
In der vorstehenden Tabelle bedeuten die Ziffern
1 = 1932; 2 = 1937; 3 = 1940; 4 = 1950; 5 = 1955; 6 = 1965; 7 = 1970; 8 = 1975;
9 = 1980; 10 = 1985;
und die blaue Kurve: Entwicklung des Produktivität der Arbeit im staatlichen und genossenschaftlichen Bereich der Industrie der Sowjetunion.
Auch hier ist auffällig: ab 1955 geht es bergab mit den Produktivkraftsteigerungen.
Hier ist jeweils eine Periode von 20 Jahren erfasst. Die rein planwirtschaftliche Periode hat in 20 Jahren eine Produktivkraftsteigerung von 238,4 Prozent erreicht, die marktwirtschaftlich reformierte Periode kam in der gleichen Zeit auf knapp die Hälfte: 118,0 Prozent.
Den Prozess dieser marktwirtschaftlichen Reformen wollen wir nun näher betrachten. (Ideologische Kommission)
2.3. Inhaltlich Zielstellungen:
Die Planwirtschaft wird zu Unrecht als „starr“, „bürokratisch“ und „ineffizient“ bezeichnet. Da der Sozialismus, wenn er auf der Planwirtschaft fußt, eine Gesellschaft ist, die von bewussten Menschen bewusst gemacht werden muss, kann es Fehler geben. Diese liegen aber nicht in der Planwirtschaft als System.
Die Planwirtschaft hat unter ungünstigsten Bedingungen in der Sowjetunion (vorher Krieg, dann Interventionskriege, dann die Notwendigkeit, aus eigener Kraft eine Industrialisierung des Landes zu erreichen, dann der Überfall des faschistischen deutschen Imperialismus und die Notwendigkeit des Wideraufbaus danach) ihre Überlegenheit über alle vorherigen Gesellschaftsformationen der Menschheit bewiesen.
1 Quelle: www.statistica.de, eigene Prozentumrechung (Ideologische Kommission).
2 Quelle: Statistische Zentralverwaltung beim Ministerrat der UdSSR: Die UdSSR in Zahlen, Verlag Die Wirtschaft, Berlin 1956, S. 37., eigene Prozentumrechung (Ideologische Kommission).
3 Prozentangabe bezogen auf das Jahr 1910.
4 Prozentangabe bezogen auf das Jahr 1913.
5 Quellen: Bis 1955: Statistische Zentralverwaltung beim Ministerrat der UdSSR: Die UdSSR in Zahlen, Verlag Die Wirtschaft, Berlin 1956, S. 37., eigene Prozentumrechung (Ideologische Kommission). Ab 1961: Staatliches Komitee der UdSSR für Statistik, Die UdSSR in Zahlen für 1987, Finanssy/Statistika, Moskau 1988, S. 15.
6 Prozentzahl bezogen auf das Jahr 1913.
7 1925 umfasste der staatliche Sektor der Industrie 69,4 %, bei Stalins Tod waren es 91,8 %. Der genossenschaftliche Sektor umfasste 1928 13,0 % und zu Stalins Tod 8,2 %. Der Sektor der kapitalistischen und kleinen Privatindustrie kam 1928 auf 17,6 %, zu Stalins Tod gab es ihn nicht mehr.(Quelle: Statistische Zentralverwaltung beim Ministerrat der UdSSR: Die UdSSR in Zahlen, Verlag Die Wirtschaft, Berlin 1956, S. 33.
8 Quellen: Bis 1955: Statistische Zentralverwaltung beim Ministerrat der UdSSR: Die UdSSR in Zahlen, Verlag Die Wirtschaft, Berlin 1956, S. 37., eigene Prozentumrechung (Ideologische Kommission). Ab 1961: Staatliches Komitee der UdSSR für Statistik, Die UdSSR in Zahlen für 1987, Verlag Finanssy/Statistika, Moskau 1988, S. 15.
9 Wir haben Daten erst ab 1928 gefunden, die Prozentzahl bezieht sich also auf das Jahr 1928.
10 Man beachte die unterschiedlichen Zeiträume.