Zum Gedenken der letzten ZK-Tagung der KPD im Sporthaus Ziegenhals vor 91. Jahren
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- Kategorie: Berlin-Brandenburg
- Veröffentlicht am Sonntag, 18. Februar 2024 13:58
- Geschrieben von LO Berlin-Brandenburg
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Gaststätte Sporthaus Ziegenhals. Am 07. Februar 1933 fand hier vor 91 Jahren unter bereits illegalen Bedingungen einer offenen faschistischen Diktatur, die letzte ZK-Tagung der KPD statt. Ca. 40 Mitglieder des Zentralkomitees der KPD nahmen an ihr teil und ihr Vorsitzender Ernst Thälmann hielt dort seine wegweisende und als „Ziegenhalser Rede“ bekannt gewordene Analyse zur aktuell politischen Lage in Deutschland. Er zeigte mit ihr auf, wie der Kampf gegen den Faschismus, dem bevorstehenden Krieg und für ein sozialistisches Deutschland zu führen sei.
In seiner Rede heißt es:
„Schon die ersten Tage der Hitlerregierung beweisen den ganzen tiefen Ernst der Situation. Es wäre ein Verbrechen, irgendwelche legalistischen Illusionen in unseren Reihen zu dulden. Wir müssen in der ganzen Arbeiterklasse darüber Klarheit schaffen, daß es wahrscheinlich keine andere Art der Ablösung dieser Regierung geben kann als ihren revolutionären Sturz.
Das bedeutet nicht, daß der Sturz der Hitlerregierung und der Sieg der proletarischen Revolution unbedingt ein und dasselbe sein muß. Wir stellen die Frage des Kampfes für den Sturz der Hitlerregierung, die Frage der Beseitigung der Hitler-Hugenberg-Regierung als unmittelbare Aufgabe. Wir stellen sie in jeder Stunde, wir stellen sie heute, wir stellen sie morgen, übermorgen, wir stellen sie in den nächsten Wochen und Monaten, ohne daß wir unter allen Umständen zu 100 Prozent sagen können, daß, wenn uns der Sturz der faschistischen Diktatur gelingt, dies schon mit dem Sieg der proletarischen Revolution direkt verbunden ist. Das müssen wir so scharf sagen, weil wir den heftigsten Feldzug ideologischer Art in den Massen gegen jede Theorie des „Abwirtschaftenlassens“ der Hitlerregierung führen müssen. Diese Feststellungen schließen jedoch - ich betone das noch einmal - keineswegs aus, daß der Kampf zum Sturz der Hitlerregierung gleichzeitig in den Kampf um die volle Macht des Proletariats umschlagen kann.
Hier darf es kein Schema geben, sondern nur eine dialektische Betrachtung. Weder legen wir uns darauf fest, die Hitlerregierung erst in dem Augenblick zu stürzen, wo die Situation schon für den vollen Sieg der proletarischen Revolution reif ist, noch lassen wir außer Betracht, daß, wie die Beschlüsse des XII. Plenums5 ganz klar sagen, die Fristen des revolutionären Aufschwungs und für die volle Entfaltung der revolutionären Krise heute viel kürzer sind als in den bisherigen Abschnitten der Geschichte des proletarischen Klassenkampfes.“
… und am Ende seiner Rede:
„Genossen! Wir als einzige sind die Einpeitscher des Kampfes gegen die faschistische Konterrevolution. Wir müssen den Verzweifelten und Müden den Weg zeigen. Wir müssen an der Spitze des kämpfenden Proletariats zum Sieg des Sozialismus gelangen. Wir peitschen die Massen, die noch in den Reihen der klassenfeindlichen Parteien stehen, auf, sich gegen ihre Führer zu empören und sich in die revolutionäre Freiheitsfront einzureihen. Wir sind die einzige Partei des Kampfes gegen den kapitalistischen Staat, wie wir die einzige Partei sind, die die volksfeindliche Politik der kapitalistischen Regierungen anprangert.
Zusammengefaßt, Genossen:
•Eiserner Kurs auf die Sicherung der Partei und ihre Fortführung trotz aller Anschläge des faschistischen Terrors!
•Konzentration aller Kräfte auf die Entfaltung jeder Form des Massenwiderstandes, der Massenaktionen und Massenkämpfe auf der Linie: Demonstrationen, Streiks, Massenstreiks, Generalstreik gegen die faschistische Diktatur!
•Einheitsfrontpolitik zur Kampfmobilisierung in höheren Formen mit kühner Initiative! Stärkster Kurs auf die Zerschlagung aller parlamentarischen und demokratischen Illusionen, auf die Erziehung der Massen zum außerparlamentarischen Massenkampf!
•Höhere revolutionäre Aufgabenstellung, auch in Agitation und Propaganda, zwecks Vorbereitung der Massen und Heranführung der Massen an den Machtkampf, an den Kampf um die Arbeiter-und-Bauern-Republik!
•Höchste Entfaltung der Masseninitiative, der eigenen Aktivität und Selbständigkeit der unteren Einheiten und Leitungen!
•Revolutionäres Selbstbewußtsein, Siegeszuversicht, Angriffsfreude bei bolschewistischer Nüchternheit!
Das alles verwirklichen heißt: die faschistische Diktatur schlagen und zerschlagen! Vorwärts in diesem Kampf! Erfüllt eure revolutionäre Pflicht für den Sieg der deutschen Arbeiterklasse!“
Mit dieser letzten Tagung begann der organisierte kommunistische Widerstand gegen die faschistische Diktatur in Deutschland, denen Tausende Mitglieder der KPD und auch ihr Vorsitzender Ernst Thälmann nicht überlebten.
Sporthaus Ziegenhals heute. Es ist der 11. Februar 2024 und 91. Jahre später. Die 1953 in der DDR, dem ersten deutschen Arbeiter- und Bauernstaat entstandene Gedenkstätte wurde 2010 mit Zustimmung der heute wieder herrschenden Klasse des Kapitals abgerissen und plattgemacht worden. Doch das Ansinnen, diese für die deutsche Arbeiterbewegung wichtige Gedenkstätte in Vergessenheit geraten zu lassen, ging nicht auf. Heute erinnert dort ein Gedenkstein an dieses Ereignis und der Freundeskreis "Ernst Thälmann" e. V., Ziegenhals-Berlin pflegt und kümmert sich um ihn und der einstigen Ausstellung, welche sich damals in jener Gedenkstätte befand.
Ca. 120 Genossen, Freunde und Mitstreiter haben sich aus verschiedenen Parteien und Organisationen kommend, wieder zusammen gefunden, um an dieser letzten ZK-Tagung zu erinnern und sich im Kampf gegen Faschismus und Krieg auszutauschen. Und auch wir waren mit dem Pavillon der Berliner Genossen und einer ZK-Abordnung mit dem Vorsitzenden unserer Partei Genossen Schöwitz vor Ort. Viele anwesende Teilnehmer brachten, so wie wir auch, zahlreich ihre Fahnen und noch zahlreicher Blumen für den Gedenkstein mit.
Max Renkl vom "Freundeskreis "Ernst Thälmann" e. V., Ziegenhals-Berlin" eröffnete und begrüßte die Gäste als verantwortlicher Organisator dieser Veranstaltung. Er berichtete uns bei seiner Eröffnungsrede von der erneuten Schändung des Gedenksteins, bei der die angebrachte Metalltafel gewaltsam entfernt worden war und forderte daher einen bundesweiten Schutz aller antifaschistischen Denkmäler. Weiterhin prangerte er die aus heutigen Tagen vielfach falschen Anschuldigen und Denunziationen gegenüber Ernst Thälmann an, in denen ihm und seiner Partei eine Mitschuld an Faschismus und Krieg des faschistischen Deutschlands angelastet werden.
Als weitere Rednerin kam Iris Hefets von der "Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost" zu Wort. Sie berichtete, wie die deutsche Regierung heute jede propalästinensische Solidaritätsbekundung und jede kritische Meinung gegenüber dem israelischen Staat als judenfeindlich und antisemitisch bewerte. Ja sogar eine angebliche Gefahr von links beschwört, um auch somit diesen verbrecherischen Krieg gegen das palästinensische Volk zu legitimieren.
Der dritte und damit letzte Redner, dessen Namen mir leider entfallen ist, erinnerte an das deutsche Kriegsverbrechen der Leningrader Blockade im Zweiten Weltkrieges, dessen Jahrestag der Beendigung sich vor kurzem im Januar erst wieder jährte. Er erinnerte daran, wie die Bundesregierung in abscheulicher Weise die Toten der Leningrader Blockade in jüdische und nichtjüdische Opfer einteilt und lediglich den jüdischen Opfern eine Entschädigung zugesteht. Der Redner forderte die Bundesregierung auf, diesen Zustand zu beenden und endlich allen Opfer der Leningrader Blockade gleichermaßen eine Entschädigung zukommen zu lassen.
Im Anschluss an den Redebeiträgen, die von allen Teilnehmern Zustimmung erfuhren, wurde die Gedenkveranstaltung mit dem Singen der Internationalen beendet. An dieser Stelle auch ein Dankeschön an unseren Berliner Genossen Werner, der sich um den Pavillon, Fahnen, verschiedenes Schriftmaterial, Parteizeitungen sowie Blumen für die Veranstaltung kümmerte.
Mit kommunistischen Grüßen, Jens aus Frankfurt (Oder)