Offener Brief an den Bundesvorstand und das Redaktionskollektiv der Roten Hilfe
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- Kategorie: Inland
- Veröffentlicht am Donnerstag, 14. März 2019 22:13
- Geschrieben von estro
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Liebe Freundinnen und Freunde der Roten Hilfe,
der Schwerpunkt des Heftes 1/2019 ist für eine sich „strömungsübergreifend“ verstehende linke Organisation ein Skandal. Er wird nicht geringer dadurch, dass dieses Heft wohl eine Art Replik auf das Heft „Siegerjustiz“ darstellen soll. Das damalige Heft mag Mitgliedern der „Roten Hilfe“ Anlass zu inhaltlicher Nichtübereinstimmung gewesen sein, im Unterschied zum jetzigen Heft war es aber kein Angriff auf die Geschichte und Identität eines Teils der eigenen Mitgliedschaft.
Wir nennen im Folgenden nur einige, wenige Punkte unserer inhaltlichen Kritik.
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Das Thema „Repression gegen linke Oppositionelle in der DDR“ wird so ausgeweitet, dass nebenbei auch noch die Geschichte der KPD und der Kommunistischen Internationale im besten bürgerlichen Jargon entsorgt wird. Wie jede bürgerliche Geschichtsschreibung werden Dinge aus dem zeitlichen Rahmen gerissen bzw. verfälscht. Als Beispiel sei die Nichtdarstellung der Ursachen für die Entstehung der „Sozialfaschismusthese“ benannt oder der Unsinn, dass die Komintern und ihre Mitgliedsparteien „zum außenpolitischen Instrument der Sowjetunion wurden.“ Ein Hauch von Dialektik, eine Prise Materialismus hätte solch undifferenziertes Gleichziehen mit dem bürgerlichen Mainstream verhindert.
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Ähnlich ergeht es dem antifaschistischen Widerstandskampf der Kommunisten. Wie tief muss man gesunken sein, um ausgerechnet das Niethammer-Buch über die „roten Kapos“ als eine der Hauptquellen heranzuziehen. Würde man ähnliche Quellen heranziehen, um die historischen Wurzeln der „Roten Hilfe“ zu analysieren, die ja eng mit der Komintern und der KPD verbunden war – das gäbe sicher auch gruselige Geschichten, der Focus würde sich freuen.
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Auch das Kernthema, die „Repression gegen linke Oppositionelle in der DDR“ wird so aufgearbeitet, als könne man an die Geschichte der DDR herangehen, ohne die internationale, die europäische, deutsche oder DDR-interne Klassenkampfsituation zu beachten. Gab es denn keine Anschläge gegen die DDR, kein Verbot der KPD, keine Versuche die DDR ökonomisch auszubluten, keine Kampfgruppen gegen Unmenschlichkeit, keinen BND, kein Ostbüro der SPD?
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Geradezu peinlich ist die Wiederauflage des durch den Spiegel und ARD längst vorgenommenen IM-Outing gegen Genossen Arnold Schölzel. Es verwundert schon fast, dass nicht auch noch der Kriegstreiber Biermann als Kronzeuge im Heft auftaucht. Es geht dabei überhaupt nicht darum Fehler, Unrecht, das Genossinnen und Genossen erlitten haben, abzustreiten, aber ohne eine Einordnung landet man doch bei der Erfüllung des Auftrags, den der kürzlich verstorbene Klaus Kinkel der deutschen Justiz gab – man landet bei der Delegitimierung der DDR und im gemeinsamen Boot mit dieser Justiz.
Liebe Freundinnen und Freunde,
so kann man in einer strömungsübergreifenden linken Organisation nicht miteinander umgehen. Dieses Heft ist ein Angriff auf eine der Strömungen, die die Rote Hilfe tragen, und dieser Angriff wird offensichtlich bewusst geführt. Zu einem Zeitpunkt, an dem angesichts der Gefahr eines Verbots der Roten Hilfe linke Solidarität besonders dringend ist, distanziert Ihr Euch mit diesem Heft von den Fundamenten der Organisation.
Wir erwarten hier eine selbstkritische Erklärung von Bundesvorstand und Redaktionskollektiv.
Mit roten Grüßen
Patrik Köbele |
Hans Bauer |
Vorsitzender der DKP |
Vorsitzender der GRH |
Essen, den 13.03.2019