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Erste Lenin-Statue in Westdeutschland enthüllt!

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von Kevin Guevara

Lenin Gelsenkirchen

 

Am Samstag dem 20. Juni 2020 wurde zum ersten Mal auf westdeutschen Boden eine Lenin-Statue enthüllt und das in einer Zeit, in der weltweit Statuen von ihrem Sockel geworfen werden. Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied: Die Gestürzten sind hauptsächlich Statuen von Kolonialherren und Sklavenhändlern, während Lenin für die Massen Freiheit bedeutet. Diese 1957 in der Tschechoslowakei gegossene Statue steht im Gelsenkirchener Stadtteil Horst vor der Bundeszentrale der so genannten „Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands“, kurz MLPD.

Satte 16.000 € hat sich die Partei das Denkmal kosten lassen. Im Vorfeld wurden dafür online Spenden gesammelt, die vor dem Festakt fast die anvisierten 10.000 € erreichten. Eigentlich war die Veranstaltung geplant für den 14. März als Teil der Feierlichkeiten zu „100 Jahren Rote Ruhr Armee", jedoch wurde diese wegen der Corona-Pandemie und dem damit verbunden Risiko der Ansteckung aufgeschoben. Zufällig war das zweite Datum auch nicht gewählt, denn die Partei feierte ihren 38. Geburtstag.

Es gab jedoch einige Hürden, so versuchte die Stadt mit Unterstützung aller bürgerlichen Parteien (CDU, SPD, Grüne und auch AfD) unter dem Vorwand des Denkmalschutzes die Aufstellung der Statue zu verhindern. Argumentiert wurde wie folgt: die 2,15 Meter hohe Statue solle nicht das Erscheinungsbild des 1930 errichteten ehemaligen Sparkassengebäudes (!) beeinträchtigen. Doch die MLPD klagte ihr Recht ein. Die örtliche CDU blamierte sich anschließend mit einer Petition mit dem Namen „Horst sagt NEIN zu Lenin-Statue“, in der die finanziell bestens ausgestattete CDU gerade mal 204 der anvisierten 2.200 Unterschriften zusammenkratzen konnte.

Zurück zur Veranstaltung. Auch wir von der KPD wollten diesem besonderen Anlass beiwohnen, so machten sich zwei Genossen auf den zum Teil weiten Weg ins Ruhrgebiet. Es ging wie angekündigt um 14:00 Uhr los. Wir packten stolz unsere Fahne aus und bekamen direkt von allen Seiten Aufmerksamkeit. Oft wurden wir gefilmt und fotografiert, was uns nichts ausmachte. Auch wurden wir von einigen Genossen auf das KPD-Verbot von 1956 hingewiesen, worauf wir erwiderten, dass wir legal sind und auch die nötigen Belege mit uns führen, um Probleme zu vermeiden. Mit 800 bis 1.100 Teilnehmern war die Veranstaltung gut besucht. Im Vorfeld waren nur 300 Teilnehmer erwartet worden. Viele Medien berichteten, auch per Liveübertragung.

Die Exekutive in Form der Polizei war auch allgegenwärtig. Nicht nur Befürworter sondern auch kritische Stimmen, wie eine Hand voll FDPler, versammelten sich als Gegenprotest. Diese wurden eingeladen an einer demokratischen und gleichberechtigten Debatte auf Augenhöhe teilzunehmen, lehnten jedoch ab. Aber nicht nur Liberale, auch ein Grüppchen Neonazis und AfDler standen beisammen, gegen die „Rote Gefahr“ vor dem Schloss Horst, direkt gegenüber der Veranstaltung. Dass diese Provokation genehmigt wurde, ist bezeichnend genug für diesen bürgerlichen Staat. In dem eben genannten Schloss hatte die Stadt Gelsenkirchen am Freitag eine Ausstellung zur Geschichte des Kommunismus eröffnet. Außerdem wurden unter dem Hashtag #keinplatzfuerlenin Videos und Texte veröffentlicht. Dieses Motto schmückte auch die Fenster des Nebengebäudes des Schlosses. Ein Schelm wer böses dabei denkt und hier eine Arbeitsteilung vermuten würde.

Diese laut Polizei 40 Demonstranten protestierten lautstark und störten zu Anfang die Veranstaltung. Aber auch denen ging schnell die Luft aus. Musikalisch machten die jungen Musikgruppen „Gehöhrwäsche“ und „Pueblos“ Stimmung mit Arbeiterliedern.

Begrüßt wurden wir von Peter Weißpfenning (Pressesprecher der MLPD), worauf im Anschluss Gabi Fechtner-Engel (Vorsitzende der MLPD) und Stefan Engel (ehemaliger langjähriger Vorsitzender der MLPD, und Leiter der Redaktion des „Revolutionären Weg“) Referate über die Person Lenins und sein Werk hielten. Von letzteren bekamen wir nicht viel mit, da uns die Prügelknaben des Kapitals oder für viele besser bekannt als „Polizisten“ aus der Menge zogen. Zumindest war das bei unserem hessischen Genossen der Fall. Ich selbst war kurz telefonieren als die Staatsgewalt die Möglichkeit ergriff, mich mit möglichst wenig Aufmerksamkeit zu konfrontieren. Wir erfuhren direkt Solidarität durch beistehende Genossen, denen aber sofort von den Beamten befohlen wurde sich rauszuhalten.

Es war wie immer dieselbe Leier. Es wurde behauptet wir würden verbotene Symbole zeigen, bezogen auf das 56er KPD-Verbot. Auf den Verweiß, dass die Partei 1990 in der DDR gegründet und durch den Einigungsvertrag auf gesamtdeutschen Gebiet legal ist, ist man nicht eingegangen. Genauso wenig, dass wir im letzten Jahr bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen teilgenommen haben, ja sogar unsere Wahlwerbung im TV ausgestrahlt wurde. Da wir getrennt waren, berichtete mir der Genosse von einem aggressiven Ton der Polizei und dem Ignorieren der Unterlagen, die unsere Legalität unterstreichen. Unsere Fahne wurde konfisziert und es wurde Strafanzeige erstattet. Wir sind jedoch reinen Gewissens und bewusst, dass dieses Verfahren eingestellt wird. Das zeigt, wie die Staatsmacht uns Kommunisten repressiert und das obwohl wir im Moment (noch) keine Bedrohung für die „freiheitliche demokratische Grundordnung“, gemeint ist natürlich das Eigentum der Herren des großen Geldes, darstellen! Ihnen ist offensichtlich das Verbot aus dem Jahr 1956 bekannt, aber nicht unsere Neugründung vor jetzt schon 30 Jahren bzw. sie wird bewusst ignoriert!

Durch diesen Akt der Repression verpassten wir glücklicherweise nicht die Enthüllung des Grundes, weshalb wir den weiten Weg auf uns genommen hatten. Lenin, der Führer des Weltproletariats wurde unter starkem Beifall und mit einigen weißen Tauben willkommen geheißen. Es ertönte die Internationale, die lauthals mitgesungen wurde. Es wurden Kränze und Blumen niedergelegt und manch einer posierte neben der Statue für ein Foto. Wir lernten auch andere Genossen kennen und wir wurden gefragt, ob wir eine Grußbotschaft schicken wollten, was wir höflich aufgrund des komplizierten Verhältnisses unserer Parteien ablehnten. Wir genossen im Anschluss noch einige Grußbotschaften von anderen (internationalen) Parteien/Organisationen, Arbeitern und anderer Einzelpersonen. Darunter war die Vize-Generalsekretärin der Koreanischen Freundschaftsgesellschaft aus Belgien. Dort wurde der antiimperialistische Kampf und Aufbau des Sozialismus im befreiten Korea betont. Im Anschluss sah sich die MLPD genötigt darauf hinzuweisen, dass sie sich im Thema der US-Attacken gegen die DVRK solidarisch zeigen würde, es sich jedoch ihrer Ansicht nach nicht um einen sozialistischen Staat handele. Diese realitätsferne Haltung und die in den Organen der MLPD wiedergegebene sehr feindselige Haltung gegenüber der Demokratischen Volksrepublik Korea teilen wir als KPD natürlich in keiner Weise.

Auf dem Gelände wurden Speisen/Getränke und Material von der MLPD, ihrem Jugendverband Rebell und ihrem Theorieorgan „Revolutionärer Weg“ angeboten. Auch wurden Spenden für die Statue und Unterschriften für die „Gib Antikommunismus keine Chance“ Kampagne gesammelt, welche wir als Privatpersonen unterschrieben. In den Medien auf der ganzen Welt wurde viel über dieses große Ereignis berichtet, wenn auch oft zutiefst antikommunistisch. In China landete es in den Trends. Im Großen und Ganzen war unserer Einschätzung nach die Veranstaltung ein Erfolg. Trotz unserer berechtigten Kritik an vielen Grundpositionen und den massiven ideologischen Differenzen zur MLPD, war diese Veranstaltung gut geplant und umgesetzt. Nicht zu vergessen, es wurde angekündigt, dass Lenin bald nicht mehr alleine stehen würde, sondern von Karl Marx, dem Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus, begleitet werden wird.

Wir zeigten Präsenz, wurden wahrgenommen, es ist eine Diskussion um das Leben und Werk Lenins entfacht worden und mehr Menschen setzten sich mit ihm auseinander. Außerdem ließen wir uns die Veranstaltung durch das Repressionsorgan der bürgerlichen Legalität nicht vermiesen.

Unsere heute wichtigste Aufgabe als Kommunisten in Deutschland ist die Einheit untereinander herzustellen um die nächsten Schritte gehen zu können. So wie Gossweiler schon 1994 schrieb „Die MLPD könnte und müsste dazu einen wichtigen Beitrag leisten.“ Mit diesem Zitat bedanke ich mich bei den Leserinnen und Lesern und sage euch: Lasst uns Berge versetzten!

Es gibt nichts Schöneres auf der Welt als in der Partei der Arbeiterklasse für die nobelste aller Sachen zu kämpfen: der Befreiung der Menschheit von ihren Ketten, für den Sozialismus! Proletarier aller Länder, vereinigt euch!

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