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Solidarität statt Toleranz

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Was ist eigentlich Toleranz?

Der Duden berichtet von folgendem Begriffsursprung:
„von lateinisch tolerare ‚ertragen’ ‚durchstehen’, ‚aushalten’ oder ‚erdulden’, aber auch ‚zulassen’ oder von lateinisch tolerantia ‚Duldsamkeit’

Das bedeutet, dass man dir sagt: Du bist hier eigentlich ein Fremdkörper. Du bist jemand, der nicht erwünscht ist, der stört, ein Fremder ist, ein Alien. In bestem Fall ein interessantes, lustiges Alien.

Aber wir tolerieren dich! Alles ok. Du darfst hier sein. Wir dulden dich. Wir sind ja bunt, wir sind alle so großartig, uns ist eigentlich vollkommen egal, wer du bist und was du erlebt hast, welche Überzeugungen du hast oder welche Ziele du verfolgst. Wir tolerieren alles.

Wir glauben ja an das Gute im Menschen!

Und, das ist wichtig: Du bleibst immer ein Alien unter uns. Wir werden dich immer tolerieren und lieben, so wie ein lustiges fremdes Wesen, das ganz anders ist und trotzdem auch noch irgendwie ein Mensch. Wir erwarten sogar, dass du deine Kulturzüge behältst und nicht „wie die Deutschen“ wirst, du hast ja bestimmt interessante Kochrezepte, die wir auch gerne ausprobieren wollen. Und Kultur sind schließlich Kochrezepte und nicht Literatur und Kunst deines Landes, nicht das Gedankengut und die Geschichte – das hat damit nichts zu tun, davon wollen wir eigentlich gar nichts hören. Wir wollen Multi-Kulti sein, und das heißt, du musst weiterhin dein Leben lang lustig und attraktiv für uns aussehen. Wenn du natürlich hier leben willst, und du willst das ja selbst, nicht wahr? Du hast ja die Wahl, schließlich kannst du ja immer von hier abhauen, oder nicht?

Diese Idee von Toleranz beinhaltet bereits den Gedanken, dass es auch eine Kehrseite geben kann: „Nicht-Toleranz“. In Wirklichkeit sind nicht alle deutschen Staatsbürger begeistert von der Idee, neben sich solche „Aliens“ zu haben, die anders aussehen und sich auch anders verhalten.

 

Das können natürlich nur schlechte Menschen sein, das sind alle Nazis, die mögen wir nicht.

Aber wo „Toleranz“, also „Duldsamkeit“ ist, kann es irgendwann heißen :„Jetzt reicht’s mir aber!“

Es gibt zwei Ideologien, zwei Strategien, wie die bürgerliche Gesellschaft in der BRD mit Migranten umgeht: Die eine heißt „Multi-Kulti“, und die andere „Ausländer raus“. Sie scheinen Gegenteile darzustellen, tun es aber nicht: Es ist mehr wie ein Kreis, bei dem die eine Ideologie in die andere übergeht. Denn es heißt schließlich auch bei der AfD sinngemäß: Wir tolerieren ja gute Migranten, die sich bemühen, fleißig zu arbeiten und sich anzupassen.

Eine AfD-Anhängerin erzählt mir am Arbeitsplatz von ihrer Partei, ich frage sie: „Die AfD ist aber gegen Migranten, und ich bin eine – warum sprichst du überhaupt mit mir?“. Die AfD-Anhängerin antwortet mir: „Du bist ja eine gute Migrantin! Du bist in Ordnung.“

Die AfD geht vielen bürgerlichen Sprechern in der medialen Öffentlichkeit mit ihren zu offensichtlichen Wiederholungen der menschenverachtenden Nazi-Ideologie ein bisschen zu weit. OK, sagen sie, wir bauen jetzt eine vernünftige rechte Partei ohne diesen Adolf-Kram, keine nationalsozialistischen Wurzeln, wir sind so gar nicht gegen Migranten generell, nur gegen die gewalttätigen und unnützen Unqualifizierten. Wie oben an dem Bild des Kreises schon verdeutlicht: Die Übergänge zwischen AfD bis Multi-Kulti sind fließend.

Ja so tragisch und doch infantil ist die politische Auseinandersetzung in Deutschland. Verzeiht mir die stark überzeichnete Sprache.

Von der anderen Seite produziert Multi-Kulti aber jede Stunde und jeden Tag faschistische Einstellungen. Es reicht, dass ein Verbrechen durch einen Migranten passiert, sofort schreit jeder (ich übertreibe wie gesagt bewusst) Internet-Nutzer und jede rechte Zeitung, dass „Multi-Kulti scheitert“, und die Gutmenschen naiv sind, weil diese guten armen Migranten, an die sie so geglaubt haben, in Wirklichkeit doch böse sind! Und die Anhänger der „Toleranz“ wissen nicht, was sie darauf antworten sollen außer der hilflosen Beschimpfung „Nazis!“.

Diese beiden Ideologien sind deswegen nur 2 Seiten einer Medaille, oder besser gesagt, eines Kreises, und das ist der Teufelskreis, in dem jeder Migrant im imperialistischen Staat BRD leben soll.

Was können Kommunisten dem entgegensetzen? Welche Ideologie wäre für uns die richtige?

Was dieser Teufelskreis keinem Migranten anbieten kann – die wirkliche Integration, die wirkliche Annahme als Mensch. Und das kann nur eins sein: Solidarität.

Solidarität ist vor allem nicht blind. Sie kann nicht allen gleich gelten. Sie trägt vor allem Klassencharakter. Wir können nicht mit einem Migranten solidarisch sein, nur weil er ein „komisches Ethno-Alien“ ist (und genauso können wir ihn aus diesem Grund auch nicht hassen!) Unsere Solidarität gilt nur Brüdern und Schwestern aus unserer Klasse! Und denen, die auf der Seite der Arbeiterklasse und der antiimperialistischen Kräfte stehen.

Es kann keine Solidarität mit syrischen „Weißhelmen“, ukrainischen Freiwilligen aus den Nazi-Bataillonen oder den türkischen grauen Wölfen geben! Auch nicht mit sogenannten Flüchtlingen, die das sozialistische Kuba verlassen haben und sich zu den Konterrevolutionären in Miami gesellen! Sie sind unsere Feinde, nicht weil sie anders aussehen, sondern weil sie auf der Seite des Feindes stehen, des USA und des BRD-Imperialismus! Wir können nicht die Mitglieder der fundamentalistischen religiösen Bewegungen unterstützen, ebensowenig „lieben“ wir Verbrecher, Vergewaltiger und Mörder, auch wenn sie Migranten sind. Das sind eben Verbrecher, und sie müssen wie Verbrecher bestraft werden.

Wir sind aber solidarisch mit allen Migranten, die vor Krieg und Hunger, aufgrund von Ausbeutung und Ausplünderung ihres Landes durch den BRD-Imperialismus geflohen sind. Das sind die normalen Arbeiter, Bauern und teils auch Kleinbürgerliche, die nichts anderes wollen, als zu überleben. Auch die europäischen Migranten, die einfach nur ihr Glück in der BRD suchen, sind unsere Klassenbrüder und -schwestern, und sie müssen in die Gewerkschaften kommen, in die kommunistische Partei, sie müssen zusammen mit den deutschen Arbeitern für bessere Löhne und ein besseres Leben kämpfen, den ökonomischen und politischen Kampf gegen das Kapital mitführen. In diesem Kampf werden sie von Genossen als Menschen wahrgenommen, als Individuen, mit ihrer eigenen persönlichen Geschichte und Erfahrungen, mit ihrer Wahrnehmung der eigenen und der deutschen Kultur. Sie werden nicht als „Migranten“ abgestempelt, sondern nehmen an einer gemeinsamen Handlung, am gemeinsamen Kampf teil. Das ist die wahre Integration.

Natürlich sind wir nicht naiv und glauben nicht, dass alle Migranten so klassenbewusst sind, auch die deutschen Arbeiter besitzen im Moment zu wenig Klassenbewusstsein. In ihrer ökonomischen Stellung gehören sie aber zum Proletariat und das ist das wichtigste. Genau deswegen sind wir mit ihnen solidarisch.

Die Geschehnisse, die in Chemnitz stattgefunden haben, zeigen, dass es ein riesiges Protestpotenzial in der deutschen Gesellschaft gibt. Man kann natürlich sagen: Ja, da waren ja nur die Nazis. Aber schon die Tatsache, dass sich so viele junge Menschen dieser menschenverachtenden Ideologie anschließen, regt zum Nachdenken an. Man wird nicht als Nazi geboren: Man wird aus einem bestimmten Grund zu einem. Auch die moderaten Protestteilnehmer, die zahlreichen AfD-Wähler, wurden nicht aus Zufall und nicht weil sie „böse „sind, von dieser Partei eingesammelt.

Dies ist die Aussage einer AfD-Wählerin, Reinigungskraft von Beruf: „Ich gehe bald in Rente, und was bekomme ich? Das ist lächerlich. Dabei arbeite ich seit bereits mehr als 40 Jahren. Mein Mann verlor mit 58 die Arbeit, die Firma ging pleite. In diesem Alter findet er nichts mehr. Was sollen wir machen? Um uns kümmert sich keiner, allen ist egal, was mit dir passiert. Und um wen kümmert sich die Regierung? Um diese Schwarzen, die kommen und kommen! Sie bekommen doch alles Mögliche! Das ganze Geld fließt nur, um sie durchzufüttern, und wir müssen schuften, ohne jede Hoffnung auf ein normales Leben!“

Solche Aussagen kann man selbst in der bürgerlichen Presse oft finden, das ist kein Geheimnis. In Wirklichkeit sind die Menschen durch den Kapitalismus, durch den immer wachsenden Appetit des Kapitals enorm unterdrückt, das Leben von der Schule bis zum Altenheim ist purer Stress, und man weiß nicht, was morgen passiert. Das sind die Tatsachen, die die Menschen wütend machen.

Man kann die Leute zum Beispiel darauf hinweisen, dass diese Unterdrückung, diese Verschlechterung viel früher eingetreten ist, noch bevor die letzte Flüchtlingswelle kam. Es sind aber leider nicht viele, die wirklich auf die logischen Argumente hören, denn die rechte Parteien und Bewegungen nutzen diese Wut aus und zeigen auf den „Feind“, diesen eben tolerierten Alien, diesen Fremden, der in Wirklichkeit nur die Säfte aus dem deutschem Volk aussaugen wolle. Es ist eben einfach, einen Fremden zu hassen. Viel einfacher, und vor allem auch ungefährlicher, als den eigenen sogenannten „Arbeitgeber“, der aussieht wie du und ich.

Wut ist eine Emotion, ein Gefühl und ist als solches nicht durch logische Argumente einfach wegzupusten. Und warum soll man es wegpusten, wenn die Leute sich ganz zurecht unterdrückt und ausgebeutet fühlen, auch wenn sie diese Wut gegen den falschen Feind richten.

Chemnitz zeigte auch, dass der Staat eindeutig diese rechte Bewegung unterstützt. Plötzlich ist zu wenig Polizeipersonal da. Plötzlich ist die offene Gewalt fast erlaubt, ja sogar geduldet. Menschen auf den Straßen anzugreifen und zu schlagen ist sehr viel harmloser, als bei der G-20 in Hamburg ein paar Läden auszuplündern. Politiker äußern sich natürlich gegen die Gewalt, aber das ist nicht zu vergleichen mit der Hetze, die gegen alle Linken nach G-20 geführt wurde. Noch über ein halbes Jahr nach G 20 kam es zu Hausdurchsuchungen!

Es ist auch offensichtlich, warum der „Staat die Rechten“ (Erich Honecker) sogenannte Rechtsextremisten so duldet. Das Kapital fordert weitere Opfer von den Arbeitern, der Abbau des „Sozialstaats“ geht voran, und das soll so reibungslos wie möglich laufen. Durch die Lüge der „sozialen Marktwirtschaft“ und der „Sozialpartnerschaft“ wurde das Klassenbewusstsein der Arbeiterklasse stark deformiert. Durch den Sozialabbau kann es sich neu entzünden. sie fordern ihre Rechte und streiken wieder mehr. Das ist noch kein antikapitalistisches Bewusstsein im kommunistischen Sinne, aber zumindest ein sozialdemokratisches Bewusstsein, das den Kapitalisten lästig werden könnte. Um den Klassenkampf im Rahmen zu halten, braucht das Kapital schon wieder seinen alten Wachhund: Den Faschismus.

Die organisierte Migrationswelle, hervorgerufen durch imperialistische Kriege, die direkte Einladung und Unterstützung von gerade den schlimmsten islamistischen Verbrechern, die gegen die antiimperialistischen Kräfte wie Assad in Syrien kämpften, untersteht einem Hauptziel: Die Spaltung der Arbeiterklasse. Diese Ereignisse sollen „Argumente“ in die Hände der Faschisten legen, die einen erheblichen Teil der Arbeiterklasse überzeugen sollen: Diese Fremden sind die Feinde (und es ist egal, ob das ein islamistischer Terrorist ist oder ein friedlicher Grieche, der seit 30 Jahren sein Restaurant in Deutschland hält). Ja, schließlich unterscheiden auch Multi-Kulti und Toleranz nicht zwischen einzelnen Personen, die sind ja alle gleich gut sind. Wie weiter oben bereits skizziert sind auch für die Multi-Kulti Anhänger Migranten nur eine gesichts- und geschichtslose Masse, Trophäen für den Altar der eigenen Toleranz und Weltgewandtheit. Als solche werden sie zu reinen Objekten der eigenen Vergötzung. Die Faschisten drehen diese Vergötzung in ihr Gegenteil um, in die totale Entmenschlichung als Flut, Gefährder oder Horden, die über Deutschland herfallen.

Die Faschisten werden dafür genutzt, um die Profite des deutschen Exportes und der deutschen Banken so hoch wie möglich und das Lebensniveau der Arbeiterklasse so niedrig wie möglich zu halten. Durch die Ideologie des Klassenfriedens, der nationalen Einheit der Arbeiter und Bourgeoisie, durch die Verbreitung von Hass und Spaltung zwischen den Arbeitern verschiedener Nationalitäten, was den Klassenkampf von ihrer Seite erschwert, durch Unterdrückung der linken, kommunistischen Kräfte, die Ausschaltung der Gewerkschaften, durch alles, was für den Faschismus und extrem rechte Parteien so typisch ist.

Selbstverständlich sind die offenen Faschisten, die bereits (in Chemnitz sah man es nicht selten) den Hitlergruß zeigen, die mit Gewalt gegen Menschen vorgehen, sowie auch die „rechtspopulistischen“ Parteien wie die AfD, die diesen Terror gegen einen Teil des Proletariats legitimieren, unsere schlimmsten Feinde, und wir werden gegen sie immer und überall kämpfen, egal, was es uns kostet.

Um eine wirksame Taktik gegen diesen Terror der Faschisten zu erarbeiten, darf „Multi-Kulti“ und die Toleranz-Ideologie nicht mit uns in Verbindung gebrachten werden. Wir müssen, wo es nur möglich ist, offen unseren Unterschied zu den Anhängern dieser Ideologie, den sogenannten Gutmenschen, erklären. Wir sollen uns auch dieser Ideologie ablehnend gegenüberstellen und uns klar von ihnen abgrenzen.

Wir sind solidarisch mit unseren Klassenbrüdern und -schwestern, egal, aus welchem Land sie kommen und welche Sprache sie sprechen. Wir sind offen für sie und wir sind daran interessiert, ihre wahren Interessen, Gedanken und Gefühle zu erkennen. Wir rufen sie auf, mit uns gemeinsam gegen das Kapital zu kämpfen! Wir „tolerieren“ sie nicht als komische nette Fremde, sondern sehen in ihnen Persönlichkeiten, mit ihrem Bewusstsein und Klassenstand.

Trotzdem sind Aktionsbündnisse mit „linken Gutmenschen“ nicht ausgeschlossen, denn die Gefahr des Faschismus ist zu groß. Wir werden auf jeden Fall auch weiter an gemeinsamen antifaschistischen Aktionen teilnehmen.

Dennoch ist das wichtigste, den klaren Klassenstandpunkt zu behalten. Und der soll heißen: Solidarität statt Toleranz!

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