Historische Hintergründe zur Demokratischen Volksrepublik Korea
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- Kategorie: DRF online
- Veröffentlicht am Dienstag, 05. April 2022 12:00
- Geschrieben von estro
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Aus Sicht des Westens ist Nordkorea ein diktatorisches Regime das Menschenrechte mißachtet und den Frieden gefährdet. Insbesondere sein Nuklearprogramm wird als Gefahr dargestellt. Es wird vorgeworfen, daß die Regierung das eigene Volk verhungern lässt und den Menschen alle Freiheiten nimmt. Dies ist allerdings eine rein subjektive Sichtweise des Westens, die zum Großteil auf Falschinformationen basiert.
Um der Wahrheit näher zu kommen beschäftige ich mich seit vielen Jahren mit der DVRK. Ich bin durch Japan, Südkorea, Nordkorea und China gereist und konnte in jedem Land zahlreiche Gespräche mit Politikern, Professoren, Studenten, Unternehmern, einfachen Arbeitern, Medienvertretern und Zeitzeugen der vergangenen Kriege führen. Zusätzlich las ich alles was mir im jeweiligen Land empfohlen wurde, besuchte Museen und Orte wichtiger Ereignisse. Dabei wurde eines deutlich: Jedes Land vertritt seine eigene Position, hat seine eigenen „Fakten“ und damit auch seine eigene Wahrheit.
Was ist die Wahrheit der Demokratischen Volksrepublik Korea?
Um das zu verstehen braucht man einen Einblick in die Geschichte des Landes. Die Menschen auf der koreanischen Halbinsel waren bis zum Jahr 918 immer wieder in Gebietskämpfe und Fürstentümer aufgeteilt. Die erste nationale Einheit unter einer Monarchie kam 918 zustande und wurde wiederholt durch Nachfolgemonarchien ersetzt. 1897 wurde das Koreanische Kaiserreich ausgerufen, was 1910-1945 während der japanischen Okkupation in Chosen unbenannt wurde. 1948 kam es zur Teilung, die bis heute anhält. Das Korea der letzten Jahrhunderte war dabei intensiven Einflüssen aus dem damaligen China und Japan, aber auch Rußland ausgesetzt. Dabei wurde das Land permanent durch Zerstörung und Wiederaufbau gekennzeichnet und reichte von der Architektur, Kunst und Kultur bis hin zur Politik tief in die Bevölkerung hinein. Jeder Versuch unabhängig von äußeren Einflüssen zu werden, wurde durch starken außenpolitischen Druck unterbunden.
Dazu einige Beispiele. In der Architektur waren chinesische Einflüsse erkennbar. Noch heute finden sich in alten Tempeln chinesische Schriftzeichen in die Holzbauten geschnitzt. Der chinesische Konfuzianismus war in Korea verbreitet und repräsentierte die damalige Glaubensrichtung. Parallel dazu wurden genau diese Gebäude ausgeraubt und zerstört. Der Bulguksa Tempel im Südosten Koreas, welcher 1995 zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt wurde, ist ein Paradebeispiel dafür. Er wurde durch japanische Angriffe mehrere male ausgeraubt und zerstört. Insbesondere die japanische Invasion 1592-1598 hinterließ ihre Spuren. Wenn man heute Tempel im ganzen Land besucht, findet man nicht besonders viel Prunk. Wenn man Tempel in Japan besucht, sind selbst abgelegene Tempel überfüllt mit Reichtümern. Nicht selten findet man dabei koreanische oder chinesische Zeichen. Die Japaner haben niemals ihre „Kriegserrungenschaften“ zurückgegeben.
Kulturell kennzeichnet das koreanische Volk eine einfache, schlichte Lebensweise. Selbst Adlige haben sich häufig nicht stark vom einfachen Volk unterschieden – auch wenn Sklaverei im Land existierte. Dieses Volk hat dabei immer den Drang verspürt, sich von den starken Einflüssen anderer Nationen zu trennen. So führte König Sejong der Große erst 1443 eine eigene koreanische Schrift ein. Doch je intensiver die Bildung eigener kultureller Errungenschaften herbeigesehnt wurde, desto stärker wurde der Druck von außen intensiviert. Es gab Wirtschaftsblockaden, Militäreinsätze und sogar ein Attentat der Japaner auf die koreanische Königin Myeongseong im Jahre 1895. Die Mörder übergossen die Leiche der Königin anschließend mit Benzin und verbrannten sie, sperrten den König und seinen Sohn ein und installierten eine neue Pro-Japanische Regierung. Noch Jahre danach wurde bei Widerworten der Koreaner auf dieses Ereignis verwiesen und „daß es sich lieber nicht wiederholen sollte“.
Annexion durch Japan und Zweiter Weltkrieg
1910 bis 1945 erfolgte schließlich die Annexion Koreas durch Japan. Japan zwang dabei den damaligen koreanischen König zur Unterzeichnung des Annexionsvertrages und betrachtet die damalige Annexion deshalb bis heute als legitim. Während der Besetzung wurde die Bevölkerung bei Widerstand getötet oder in Gefängnislager gesteckt. Die Japaner verübten in diesen Lagern grausame Folterungen. Yoo Kwan-Sun, die sowohl im Norden als auch Süden der Halbinsel als Heldin gefeiert wird, organisierte eine friedliche Demonstration mit mehr als 2000 Menschen gegen die japanische Besetzung. Die japanische Polizei eröffnete sofort das Feuer, sie selbst kam ins Seodaemun-Gefängnis und starb dort mit nur 17 Jahren.
Ein zentrales Thema sind die Comfortwoman während der japanischen Besetzung. Tausende Frauen in ganz Asien wurden als Sexsklaven verwendet. Bis vor wenigen Jahren hat die japanische Regierung dies dementiert, bis schließlich die japanische Justiz einigen Frauen aus Korea nach Prozessen recht gab. Kulturell zwangen die Japaner die Koreaner Japanisch als Hauptsprache zu nutzen, japanische Namen zu haben und drängten ihre Kultur zurück. Nobusuke Kishi, der Großvater des letzten Premierministers Japans, Shinzo Abes, wird bis heute als „Monster der Manchurai“ bezeichnet und hat brutale Aktionen in Korea und China durchgeführt, mit hunderttausenden Toten. Er wurde durch die Amerikaner nach dem Krieg trotzdem als Premierminister Japans eingesetzt um kommunistische Einflüsse zu stoppen. Abe hat seine Taten immer dementiert. Während des Krieges war Kim Il Sung, der erste Staatschef der DVRK, ein Kriegsheld und hat wesentlich zur Befreiung Koreas beigetragen.
Koreakrieg und Kalter Krieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg übertrug die UN-Treuhand die Verwaltung Koreas den Amerikanern und der Sowjetunion. Während in Nordkorea Kim Il Sung als angesehener Koreaner das Land verwaltete und wirtschaftlich mit Unterstützung Chinas und der Sowjetunion zum Aufblühen brachte, wurde in Südkorea Rhee Syng-man, ein in Amerika lebender Koreaner, eingesetzt. Er hat die südkoreanische Bevölkerung gewaltsam unterdrückt. Proteste, die den Norden und eine nationale Wiedervereinigung unterstützten, wurden gewaltsam niedergeschlagen. Auf der Insel Jeju wurde 1948 ein genozidähnliches, antikommunistisches Massaker durch die USA und südkoreanische Einheiten verübt, bei dem jeder zehnte Mensch sein Leben verlor.
Korea wurde geteilt. Der Frust und das Leid saßen sehr tief in den Herzen der Menschen. Das wirtschaftlich starke Nordkorea, das sowohl im Norden als auch Süden starken Rückhalt hatte, geriet nun in den Koreakrieg. Doch auch hier hat die UN, mit den Amerikanern an der Front, wieder als fremde Nation gegen den Willen der Menschen agiert. Aus Sicht der Amerikaner um den Kommunismus zu stoppen, ohne Interesse am Willen des koreanischen Volkes. Was im Westen verschwiegen wird aber in Nordkorea jeder weiß: Hierbei wurden, wie später im Vietnamkrieg, chemische Waffen und Napalm eingesetzt, die bis heute zu Fehlgeburten führen. Es war also ein blutiger Krieg auf Kosten der einfachen Bevölkerung.
Gegenwart und Zukunft
Bis heute wird die DVRK international unter Druck gesetzt und sanktioniert. Nordkorea verteidigt weiterhin die eigene Unabhängigkeit und strebt langfristig eine Wiedervereinigung mit Südkorea an - als unabhängiger, friedlicher Staat ohne fremde Einflüsse. Die Armee dient dem Schutz vor äußerer, imperialistischer Aggression. Die Regierung ist gesprächsbereit und offen für Verhandlungen unter Berücksichtigung ihrer Interessen. In der Realität geschieht jedoch genau das Gegenteil. Die Forderungen des Westens sind unverhältnismäßig und einseitig. Die internationale Gemeinschaft verhängt Sanktionen, die jeglichen Handel verbieten und damit auch Nahrungsmittel und Medizin für die einfache Bevölkerung. Dann geben sie der Regierung die Schuld am Mangel. Sie fordern das Ende der Raketentests, während wiederum jährlich Militärmanöver an den Grenzen der DVRK stattfinden, sowie südkoreanische Raketentests und Aufrüstungsabkommen mit den USA.
Ohne jemals Beweise vorzulegen wird die Menschenrechtslage kritisiert. Doch für die DVRK bedeuten Menschenrechte vor allem das Recht und die Freiheit jedes Einzelnen, unabhängig von fremden Einflüssen zu leben und am öffentlichen Leben teilzunehmen. Jeder hat einen Anspruch auf ein Dach über dem Kopf und niemand ist obdachlos. Öffentliche Einrichtungen wie Schwimmbäder, Ski-Ressorts, Hotelgebiete im Osten aber auch der öffentliche Nahverkehr sind praktisch kostenlos. Dazu zählt auch die Stabilität des Landes und ein Leben ohne Angst vor erneutem Chaos durch Besetzung von außen. Die DVRK verfolgt aufmerksam wie Syrien, Libyen, Afghanistan oder viele afrikanischen Staaten im Chaos versanken, wenn sie sich nicht verteidigen konnte oder sich dem Westen zu sehr öffneten.
Deshalb wird es erst Veränderungen geben, wenn die DVRK international respektiert und nicht als Spielball für internationale Politik mißbraucht wird. Nordkorea braucht Sicherheitsgarantien und Verhandlungen auf Augenhöhe.
Christian Wagner